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Die politische Bedeutung von Kipppunkten

Kipppunkte stehen für Grenzwerte, deren Überschreitung unumkehrbare Folgen für ein ganzes System haben. Die jüngste Klimaforschung sagt, dass Kipppunkte bereits heute für die Klimapolitik relevant sind. Aus diesem Umstand leiten Vera Huwe, Levi Henze und Janek Steitz drei grundlegende Implikationen für die deutsche Klimapolitik ab.

Die Auswirkungen der sich beschleunigenden Erderhitzung sind schon heute an vielen Orten deutlich spürbar – verheerend vor allem im Globalen Süden, aber, wie unter anderem die Flut im Ahrtal und der Eifel im Jahr 2021 gezeigt hat, auch in Deutschland 1 Kreienkamp et al. 2021 . Ob eine weitere Eskalation abgewendet werden kann, hängt vor allem davon ab, wie schnell der globale Treibhausgasausstoß in den kommenden Jahrzehnten auf netto Null reduziert wird, also ob der globale Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern gelingt. 

Im Zentrum der jüngeren Forschung zu dieser Frage stehen sogenannte Kipppunkte im Erdsystem. Einige Kipppunkte sind seit Langem bekannt. Der Mechanismus, der etwa dem Kippen der Atlantikzirkulation zugrunde liegt, wurde schon 1961 vom Ozeanforscher Henry Stommel beschrieben. In den letzten Jahren gab es große Wissensfortschritte, die aber von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben sind. Während immer noch viele Fragen, insbesondere über die Interaktion zwischen verschiedenen Kippelementen ungeklärt sind, ist ein wichtiger Punkt gesichert: Die jüngste Forschung hat das Niveau der globalen Erhitzung, bei der Kipppunkte wahrscheinlich ausgelöst werden, deutlich nach unten revidiert. 

Kipppunkte sind also viel früher zu erwarten als lange Zeit angenommen. Bis vor Kurzem gingen viele davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit von Kipppunkten gering und höchstens Ende des Jahrhunderts relevant werden würde 2 Paterson 2021 . Heute wird angenommen, dass bereits 1,5 °C Erhitzung die Schwelle markiert, bei der das Überschreiten mehrerer Kipppunkte wahrscheinlich wird 3 Armstrong McKay et al. 2022 . Ohne ein deutliches Umsteuern wird die 1,5 °C-Schwelle wahrscheinlich erstmals in den frühen 2030er-Jahren erreicht. Darüber hinaus sind verschiedene Kippelemente durch komplexe Stoffflüsse miteinander verbunden, sodass das Überschreiten eines Kipppunkts Kaskadeneffekte auf andere Kippelemente auslösen kann. Infolge dieser Wechselwirkungen schätzen Klimawissenschaftler:innen den derzeitigen Zustand des Erdsystems als eine planetare Notlage ein 4 Lenton et al. 2019 .

Vera Huwe

Vera Huwe promoviert am Institut für Sozioökonomie der Universität Duisburg-Essen und ist Research Economist beim Dezernat Zukunft. Sie forscht zu ungleichen sozialen Beziehungen in der Klima- und Verkehrspolitik. Vorher arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZEW—Leibniz–Institut für Europäische Wirtschaftsforschung (Abteilung Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement).

Diese neuen Entwicklungen in der Forschung sind mit weitreichenden Folgen für die Klimapolitik verbunden und unterstreichen die dringende Notwendigkeit, die aktuell weiterhin steigenden Treibhausgasemissionen zügig auf null zu senken. Deshalb wollen wir in diesem Beitrag den wissenschaftlichen Erkenntnisstand über Kipppunkte nachzeichnen und darauf aufbauend drei grundlegende Implikationen für die deutsche Klimapolitik ableiten. 

Historische Klimaveränderungen und die aktuelle Klimakrise 

Bevor wir auf die Klimapolitik zu sprechen kommen, wollen wir einen kurzen Blick auf die Historie von Klimaveränderungen und die aktuelle Krise werfen. Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren entwickelte sich die menschliche Zivilisation in einem außergewöhnlich stabilen Klima. Die globale Durchschnittstemperatur schwankte nie um mehr als ± 1 °C um die globale Durchschnittstemperatur des Zeitraums von etwa 1850 bis 1900, der als Vergleichswert für die vorindustrielle Zeit und als Nullpunkt für die Messung der aktuellen Erhitzung fungiert. Heute liegt die globale Durchschnittstemperatur bereits bei 1,2°C über dem vorindustriellen Niveau – und die Erde erhitzt sich schneller als jemals zuvor. Damit sprinten wir auf einen Klimazustand zu, der sich radikal von der Vergangenheit unterscheidet. Wie Abbildung 1 zeigt, gab es in den vergangenen 50 Millionen Jahren mit wenigen Ausnahmen einen generellen Trend der langsamen Abkühlung. Ebenso ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre gesunken. Die wärmste Zeit innerhalb des Holozäns war eine Periode vor etwa 6.500 Jahren, in dem die Temperatur 0,7 °C über den Durchschnittswerten des 19. Jahrhunderts lag 5 Kaufman et al. 2020 . Noch wärmere Temperaturen werden zuletzt für die Zeit zwischen der letzten und der vorletzten Eiszeit vor 125.000 Jahren ausgemacht 6 IPCC 2021 . Eine globale Durchschnittstemperatur, die mehr als 2,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegt, wurde seit mehr als drei Millionen Jahren nicht mehr erreicht. 

Abbildung 1: Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur; Quelle: adaptiert von Burke et al. (2018)

Je stärker die globale Durchschnittstemperatur ansteigt, desto weiter zurück muss man in der Erdgeschichte blicken, um annähernd vergleichbare Klimazustände zu finden 7 Burke et al. 2018 . Das Erdsystem könnte schon bald einen Zustand erreichen, der sich von allen Klimazuständen unterscheidet, die seit Beginn der Agrargesellschaften vor 7.000 Jahren und darüber hinaus existierten. Für die Szenarien, die eine ungünstige Entwicklung und einen weiteren lang anhaltenden Anstieg der Emissionen modellieren, gibt es in Bezug auf die globale Temperatur am Ende dieses Jahrhunderts keinen historischen Präzedenzfall aus der Zeit, in der menschliche Gesellschaften existierten. 

Bedenklich ist nicht nur das Niveau der globalen Erhitzung, sondern auch die Änderungsrate. In allen modellierten Szenarien liegt die Geschwindigkeit der Erhitzung am oberen Ende dessen, was jemals in der Erdgeschichte beobachtet wurde. In beiden zurückliegenden Epochen, die der höheren globalen Temperatur am nächsten kommen, erwärmte sich die Erde über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden. Bereits die in der Vergangenheit gemessenen Änderungsraten haben die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaften überstrapaziert 8 Brovkin et al. 2021 . Der 50 Millionen Jahre lang andauernde Abkühlungstrend wird in wenigen Jahrzehnten umgekehrt – eine Geschwindigkeit, die gesellschaftliche Anpassungskapazitäten herausfordern, möglicherweise aber auch überfordern. 

Auch bei einer radikalen Trendumkehr in der Klimapolitik ist die Temperaturgrenze des Pariser Klimaabkommens von 1,5 °C nur schwer einzuhalten, aber aktuell noch im Bereich des Möglichen. Bisher ist jedoch in der tatsächlichen Emissionsminderung keine Trendumkehr herbeigeführt worden. Die Dekarbonisierung kommt nicht nur zu langsam voran, wir laufen global gesehen sogar in die falsche Richtung. Nach einem leichten Rückgang während der Coronapandemie sind die weltweiten Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger im Jahr 2022 auf eine neue Rekordhöhe angestiegen 9 WMO 2022 . Damit setzt sich der generelle Wachstumstrend fort: Global sind die Emissionen im letzten Jahrzehnt vor der Pandemie kontinuierlich angestiegen, insgesamt sowie in allen Sektoren 10 IPCC 2021 . In Deutschland sind die Emissionen sogar trotz geringerer Energienachfrage im Jahr 2022 nicht gesunken 11 Agora Energiewende 2023 . Wenn die benötigte Trendumkehr nicht in dieser Dekade um 2025 erfolgt, ist das Reißen der 1,5 °C-Grenze in den frühen 2030er-Jahren beinahe unausweichlich 12 IPCC 2022a . Damit wird nicht nur die Temperaturgrenze des Pariser Klimaabkommens überschritten, sondern wir nähern uns auch gefährlichen Kipppunkten. 13 Wenn die in einem einzelnen Jahr gemessene Temperatur über 1,5 °C liegt, ist damit die Temperaturgrenze des Pariser Klimaabkommens noch nicht gebrochen. Da die globale Durchschnittstemperatur von Jahr zu Jahr natürliche Schwankungen aufweist, bezieht sich die Temperaturgrenze auf den Mittelwert eines längeren Zeitraums von mindestens 20 Jahren. Das impliziert auch, dass ein Überschreiten erst im Nachhinein sicher festgestellt werden kann.

Trotz der massiven Risiken und der Möglichkeit einer globalen Klimakatastrophe sind die Extrema der Risikoverteilung bisher kaum erforscht 14 Kemp et al. 2022 . Klimamodelle bilden die bekannten Feedbackmechanismen und den aktuellen Wissensstand zu Kipppunkten bisher noch nicht adäquat ab 15 MacDougall 2021 . Auch ökonomische Modelle, die oft zur Abschätzung der Kosten herangezogen werden, bilden Kippdynamiken bisher nicht korrekt ab, was zu einer fundamentalen Unterschätzung der Risiken führt 16 Dietz et al. 2021a, 2021b . Für eine robuste Risikoanalyse ist ein verbessertes Verständnis von Bad-to-Worst-Case-Szenarien, inklusive extremer Erhitzung über 3 °C , dringend notwendig 17 Kemp et al. 2022

Erderhitzung und Kippelemente

Im Erdsystem sind derzeit 16 große biophysikalische Kippelemente identifiziert (siehe Abbildung 2). Diese gehen beim Überschreiten eines kritischen Schwellenwerts in der globalen Durchschnittstemperatur selbstständig in einen qualitativ anderen Zustand über, was weitreichende Auswirkungen auf das Erdsystem hat. Klimaveränderungen laufen also nicht gleichförmig zur Erhitzung ab, sondern können sich sprunghaft entfalten. 

Levi Henze

Levi Henze ist Ökonom. Seine Schwerpunkte sind klimaökonomische Fragestellungen, die makroökonomischen Auswirkungen der Dekarbonisierung und der Klimakrise sowie ökonomische Modelltheorie. Levi ist Policy Analyst beim Dezernat Zukunft, einem deutschen Think Tank für Makrofinanzen.

Der Grund dafür sind positive Feedbackeffekte. Beim Grönländischen Eisschild etwa, einem wichtigen Kippelement in der Arktis, beginnt aufgrund der Erderhitzung das Eis zu schmelzen. Wenn das Eisschild an Höhe verliert, kommt es mit der tieferliegenden, wärmeren Umgebungsluft in Kontakt. In der wärmeren Luft schmilzt das Eis dann noch schneller. Der Rückkopplungseffekt mit der Umgebungsluft sorgt dafür, dass sich das Abschmelzen ab einem gewissen Punkt selbst erhält; das Eisschild kippt und der Totalverlust ist unaufhaltbar.

Bis vor Kurzem ging man davon aus, dass Kipppunkte frühestens Ende des Jahrhunderts relevant werden würden  18 Paterson 2021 . Die jüngste Forschung hat diese Annahme jedoch revidiert: Kipppunkte sind viel näher als lange angenommen. Die aktuelle Forschung zeigt, dass bereits 1,5°C Grad Erhitzung eine Schwelle markiert, bei der das Überschreiten mehrerer Kipppunkte wahrscheinlich wird (siehe Abbildung 2). Dazu zählen u. a. das Abschmelzen der zwei großen Eisschilde in Grönland und in der Westantarktis, die für die Stabilität des Erdsystems von zentraler Bedeutung sind. Für fünf Kippelemente ist es nicht ausgeschlossen, dass Kippdynamiken schon in Gang gesetzt wurden.

Abbildung 2: Kippelemente im Erdsystem; Quelle: adaptiert von Armstrong McKay et al. (2022)

Der in Paris beschlossene Zielkorridor von 1,5° bis deutlich unter 2° Temperaturanstiegs beschreibt keinen Bereich einheitlichen Risikos. Vielmehr steigen die Risiken nach der unteren Grenze stark an. Auch die Auswirkungen der Kipppunkte, die innerhalb des Pariser Klimaabkommens liegen, können deshalb massiv sein. Viele Auswirkungen wie zum Beispiel die Effekte auf Ozeane und Meeresspiegel sind unumkehrbar. Tabelle 1 zeigt die Schwellenwerte, Grenzen und Zeithorizonte für die Kippelemente, die bereits im Paris-Korridor von 1,5 °C bis weniger als 2 °C globaler Erhitzung wahrscheinlich werden. Aufgrund bisher kaum erforschter Wechselwirkungen zwischen Kippelementen könnte es außerdem zu sogenannten Kippkaskaden kommen: Das Kippen eines Kippelements destabilisiert das nächste.  19 Wunderling et al. 2021

Tabelle 1: Kippelemente zwischen 1,5 °C und 2,0 °C. Die Dynamiken, die die zusätzliche Erhitzung durch abruptes Auftauen des Permafrosts beeinflussen, sind komplex, hängen jedoch u. a. indirekt von der maximalen globalen Erhitzung ab; Quellen: Armstrong McKay et al. (2022), Bamber et al. (2009), Wang et al. (2023)

Diese Ergebnisse haben eine klare Botschaft: Da die bisher angekündigten politischen Maßnahmen nicht Paris-konform sind, besteht das Risiko, kritische Schwellenwerte bald zu überschreiten. Ohne baldige Trendumkehr wird das Reißen der 1,5 Grad-Grenze schon in den frühen 2030ern wahrscheinlich. Daher sind tiefe Emissionsminderungen bereits in diesem Jahrzehnt notwendig, um das Risiko von Kipppunkten zu minimieren. Die weitere Erhitzung hängt also ganz entscheidend davon ab, wie schnell wir die Emissionen jetzt senken. Jedes Zehntel Grad verhinderte Erhitzung macht einen Unterschied. Die verheerenden Folgen von Kipppunkten oder gar Kippkaskaden sind kein Problem der fernen Zukunft, sondern relevant für kurz- und mittelfristige Entscheidungen der Klimapolitik. 

Klimaveränderungen können Gesellschaften destabilisieren

Klimarisiken sind wiederum keine rein biophysikalischen Ereignisse. Sie treffen vielmehr auf Gesellschaften, die unterschiedlich vulnerabel sind und deshalb politische Lösungen auf die Klimakrise finden müssen.  20 Kemp et al. 2022  Zum Beispiel kann die Klimakrise den Druck auf Versorgungssysteme erhöhen und dadurch bestehende Vulnerabilitäten verstärken. Schon vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine waren steigende Lebensmittelpreise maßgeblich von globaler Erhitzung und dürrebedingten Ernteausfällen getrieben. Lieferketten sind durch die Coronapandemie und den Krieg für Störungen anfällig. Die Klimakrise verstärkt die bestehenden Vulnerabilitäten und erhöht den Druck auf Energie- und Versorgungssysteme.

In anfälligen Gesellschaften kann das Risiko systemisch werden: Eine kleine Störung in einem Teilsystem kann den Ausfall ganzer Versorgungssysteme bewirken. Neben diesem systemischen Risiko wirkt die Klimakrise aber auch latent, das heißt, Risiken, die in Zeiten relativer Stabilität gesellschaftlich handhabbar sind, werden in Krisenzeiten unkontrollierbar und überfordern die gesellschaftliche Fähigkeit, sich von anderen Herausforderungen zu erholen. Im Extremfall bedroht das Fortschreiten der Klimakrise also die gesellschaftlichen Kapazitäten, sich von einer anderen Katastrophe, zum Beispiel von einem militärischen Konflikt, zu erholen. 

Gesellschaftliche Fragilität erwächst aber auch aus unpassenden oder sozial ungerechten Lösungsversuchen. Nicht jede Klimapolitik ist gute Klimapolitik: Maßnahmen, die die Ursache der Klimakrise nicht effektiv beheben, sondern auf risikobehaftete Lösungen oder Scheinlösungen setzen, vermeiden eine weitere Erderhitzung nicht oder womöglich unzureichend und führen damit zu einem höheren Risiko von weiterer Erderwärmung, Extremwettern und Kippkaskaden. Zum Beispiel kann ein übersteigerter Fokus auf Negativemissionstechnologien, deren großflächige Verfügbarkeit technologisch und ökonomisch weiterhin mit großen Unsicherheiten behaftet ist und die sich möglicherweise nicht großflächig materialisieren werden 21 Grant et al. 2021; Minx et al. 2018 , diskursiv genutzt werden, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu verschleppen. 

Ähnlich wirken Vorschläge, eine Anpassung an eine heißere Welt gegenüber Emissionsminderungsstrategien zu priorisieren. Maßnahmen zur Anpassung an bereits existierende sowie absehbare Klimaveränderungen sollten auch heute schon Priorität haben, da aktuell bereits eine Lücke zwischen Anpassungsbedarf und der tatsächlichen Umsetzung besteht. Doch sie können das Senken der Emissionen nicht ersetzen. Im schlimmsten Fall führt ein übersteigerter Fokus auf Anpassungsmaßnahmen zu unzureichenden Vermeidungsmaßnahmen, was wiederum zu weiterer Erderwärmung führt, deren Folgen die Anpassungskapazitäten der Menschheit oder einzelner Bevölkerungsgruppen letztlich überschreiten. Wenn mit der Zeit die Auswirkungen der Klimakrise noch stärker werden, ist es denkbar, dass sich der Schwerpunkt der Politik sowie finanzielle Ressourcen von Ursachenbehebung auf die Bewältigung der Folgen verschieben und so in einer Abwärtsspirale die kollektive Anpassungsfähigkeit untergraben 22 IPPR 2023

Doch auch eine rein auf Emissionsminderung zentrierte Klimapolitik birgt gesellschaftliche Risiken und wirkt möglicherweise negativ auf den Verlauf der Klimakrise. Ökonomische Implikationen der Transformation sowie Unsicherheiten und Sorgen um ungleiche Transformationsauswirkungen können die Mobilisierung breiter Bevölkerungsgruppen, die notwendig wäre, um Maßnahmen mit hohem Emissionsminderungspotenzial umzusetzen und die klimapolitische Blockade fossiler Konzerne zu überwinden, verhindern 23 Green & Healy 2022 . Wenn auch Klimapolitik nicht per se regressiv ist und die Verteilungswirkungen von Klimapolitik von Auswahl und Ausgestaltung der Maßnahmen abhängt 24 Lamb et al. 2020 , birgt die Transformation ein erhebliches makroökonomisches Risiko 25 Pisani-Ferry 2021 . Die Sorge um diese Risiken kann (und wird bereits heute) von Akteur:innen entlang des politischen Spektrums genutzt, um gegen Klimaschutz zu mobilisieren. Eine Verschärfung der Klimakrise könnte autoritären Lösungsstrategien Aufwind geben und damit zum Beispiel das Leid der Menschen erhöhen, die klimabedingt migrieren müssen. Ein fairer, vorausschauender Umgang mit der Klimakrise sollte deshalb der Verschränkung von Gerechtigkeit, Anpassung und Vermeidung Rechnung tragen. 

Soziale Kipppunkte 

Ähnlich wie bei Kipppunkten im Erdsystem sind auch bei gesellschaftlichen Risiken Risikokaskaden möglich. Bei solchen Kaskaden verstärkt eine Risikoquelle die nächste 26 Kemp et al. 2022 . Zum Beispiel können Risikokaskaden ökonomische Krisen, gesellschaftliche Spaltung und Wiedererstarken von rechten Parteien, geopolitische oder gar militärische Konflikte und die Ausbreitung von Krankheiten umfassen. In einer globalisierten Wirtschaft können lokale Handlungen hierüber hinaus auch an weit entfernten Orten wirken, oft auf unerwartete Weise 27 Liu et al. 2013 . Beispielsweise können Dürren in Getreideanbaugebieten über die Integration mit dem globalen Lebensmittelmarkt zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise in anderen Regionen führen. Sollten die Ernten an mehreren wichtigen Produktionsorten gleichzeitig ausfallen, könnten politische Reaktionen zu geopolitischen Spannungen führen. Dies war zum Beispiel der Fall, als bei einer lang anhaltenden Dürre in Osteuropa 2010 der Export bestimmter Lebensmittel verboten wurde 28 Dimsdale et al. 2022

Janek Steitz

Janek Steitz ist Ökonom und Direktor beim Makrofinanz-Thinktank Dezernat Zukunft, wo er die klima- und industriepolitische Arbeit leitet. Zuvor war er mehrere Jahre bei der Denkfabrik Agora Energiewende und in der Wirtschaftsberatung.

Seit den 2000er-Jahren wird in der Forschung aber auch zunehmend diskutiert, ob soziale Systeme nicht nur negative, sondern möglicherweise auch positive Kipppunkte aufweisen, die den eskalierenden Risiken Klimakipppunkten entgegenwirken können 29 Winkelmann et al. 2022; Milkoreit et al. 2018 . Ähnlich wie bei Kipppunkten im Erdsystem wird davon ausgegangen, dass unter bestimmten Bedingungen eine kleine Änderung in einem sozialen System oder dessen Umgebung durch positive Rückkopplungsmechanismen und Netzwerkeffekte zu einem qualitativ anderen Zustand führen 30 Winkelmann et al. 2022 . Zwei Annahmen unterscheiden soziale Kipppunkte jedoch ontologisch von Kipppunkten im Erdsystem. Erstens wird unterstellt, dass nicht-lineare Veränderungen für Gesellschaften wünschenswert sind. Wichtiger aber noch, wird dabei angenommen, dass soziale Kipppunkte zu einem gewissen Grad bewusst herbeigeführt werden können 31 Moser & Dilling 2007 . Auch politikwissenschaftlich werden soziale Bewegungen deshalb als Auslöser für solche Dynamiken diskutiert. Soziale Bewegungen beeinflussen die politische Willensbildung und könnten das Überwinden einer kritischen Schwelle katalysieren. Als Beispiele werden unter anderem Fridays for Future in Europa oder globale Divestment-Bewegungen angeführt 32 Winkelmann et al. 2022 . Insgesamt ist die empirische Evidenz bisher jedoch gering. Es ist weiterhin möglich, dass Kipppunkte in sozialen Systemen gar nicht oder sehr viel seltener vorkommen als angenommen oder nicht gezielt angesteuert werden können 33 Milkoreit 2022

In der ökonomischen und soziologischen Forschung werden äquivalente Phänomene wiederum unter dem Begriff der Pfadabhängigkeit erforscht, seit einigen Jahren verstärkt auch im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung 34 Grubb et al. 2021 . Pfadabhängigkeit steht für einen Verlauf, in welchem mehrere Alternativen zur Auswahl stehen. An diesen Kreuzungspunkten verläuft der pfadabhängige Verlauf aber nicht deterministisch, sondern chaotisch. Eine kleine Veränderung kann große Effekte haben und zu unerwarteten Ergebnissen führen 35 Anm.d.Red.: Der Satz „Pfadabhängigkeit steht für einen Verlauf, in welchem mehrere Alternativen zur Auswahl stehen. An diesen Kreuzungspunkten verläuft der pfadabhängige Verlauf aber nicht deterministisch, sondern chaotisch. Eine kleine Veränderung kann große Effekte haben und zu unerwarteten Ergebnissen führen.“ wurde nachträglich von der Redaktion eingefügt. . Erneuerbare Energieren verzeichnen durch staatliche Förderung z.B. nun einen rasanten – wenn auch weiterhin viel zu langsamen – Zuwachs. Mittlerweile oft auch ganz ohne Förderung 36 IRENA 2021 . Eine ähnliche Dynamik wird auch für die Verbreitung umweltfreundlicher Technologien vermutet, bei denen ein Wandel in der gesellschaftlichen Bereitschaft und technologische Netzwerkeffekte zu nicht-linearen Veränderungen führen könnten 37 Hoekstra et al. 2017

Implikationen für die Klimapolitik 

Kommen wir zum Schluss: Was erfordert gute Klimapolitik angesichts der drohenden Katastrophe? Worst-Case-Szenarien können überfordern und lähmen, aber auch zum Handeln anregen 38 Kemp et al. 2022 . Die Tragweite der biophysikalischen Veränderungen, die mit vielfältigen gesellschaftlichen Dynamiken auf unterschiedlichsten Ebenen wechselwirken, ist selbst für ausgewiesene Expert:innen nur schwer zu erfassen. Wenn auch die komplexen Kippprozesse sowie die Wechselwirkungen zwischen biophysikalischen Veränderungen und gesellschaftlichen Dynamiken zweifelsohne dringend stärker beforscht werden sollten, wissen wir heute dennoch genug, um sagen zu können, dass das Verhindern von Kippkaskaden eine radikale Trendwende in der Politik erfordert. 

Dafür sind die nächsten zehn Jahre entscheidend. Die Existenz von Kipppunkten bereits zwischen 1,5 °C und 2 °C verdeutlicht, dass selbst das globale Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts Netto-Nullemissionen zu erreichen, erhebliche Risiken birgt. Soll eine realistische Chance auf die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erhalten bleiben und das Risiko von Kippkaskaden minimiert werden, müssen tiefgreifende Emissionssenkungen bereits in diesem Jahrzehnt wirken. 

Dezernat Zukunft

Das Dezernat Zukunft ist ein überparteiliches Institut mit dem Ziel, Geld-, Finanz- und Wirtschaftspolitik verständlich zu erklären, einzuordnen und neu zu denken. Bei dieser Arbeit ist es geleitet von seinen Kernwerten Demokratie, Menschenwürde und breit verteilter Wohlstand.

Wir möchten in diesem Beitrag keine konkreten klimapolitischen Maßnahmen empfehlen, denn diese leiten sich nicht direkt aus der diskutierten Forschung ab. Doch ergeben sich für uns auf der Basis der Forschung zu biophysikalischen und gesellschaftlichen Kipppunkten drei übergeordnete Leitlinien für die deutsche Politik ebenso wie für unsere eigene Arbeit: Erstens sollte die Politik – nicht nur Klimapolitik im engeren Sinn – grundsätzlich darauf ausgerichtet sein, Emissionen effektiv zu senken. Um das zu gewährleisten, sollten zweitens gesellschaftliche Vulnerabilitäten reduziert und soziale Voraussetzungen geschaffen werden, die eine schnelle und deutliche Dekarbonisierung ermöglichen. Die Anpassungsfähigkeiten, insbesondere von vulnerablen Ländern, muss dringend gestärkt werden. Drittens braucht es internationale Kooperationen und eine wirkungsvolle Klimaaußenpolitik, denn letztlich ist allein die Reduktion globaler Treibhausgase entscheidend, um die Erderhitzung zu begrenzen. Daraus ergeben sich drei Empfehlungen:

Die Ausrichtung nationaler und europäischer Politik auf effektiven Klimaschutz. Um Emissionen bereits in dieser Dekade schnell zu senken, sollten Maßnahmen künftig unter der Maßgabe der Effektivität ausgewählt werden. Kostenüberlegungen sind natürlich zu berücksichtigen, als übergeordnetes Ziel sind sie jedoch überholt 39 Rosenbloom et al. 2020; Patt & Lilliestam 2018 . Zum jetzigen Zeitpunkt lautet die relevante Frage, was tatsächlich wirkt und wie der entsprechende Instrumentenmix so gestaltet werden kann, dass gesellschaftliche Zustimmung gewonnen wird. Ein wichtiger Schritt wäre eine Klima-Governance, die die periodisch notwendigen Emissionsminderungen rechtlich bindend verankert. Um eine schnelle Zielerreichung zu sichern, sollten praktische Umsetzungshürden wie komplizierte Genehmigungsverfahren und Fachkräfteengpässe aus dem Weg geräumt werden. Darüber hinaus sollten auch bisher vernachlässigte Ansätze ernsthaft diskutiert und genutzt werden, etwa Suffizienzstrategien, die großes Minderungspotenzial haben und sich überwiegend positiv auf das Wohlergehen auswirken 40 Creutzig et al. 2022 . Zuletzt hat der russische Angriffskrieg aufgezeigt, wie sehr die Energieversorgung mit komplexen Fragen der Verteilung und politischen Stabilität zusammenhängt. Eine integrierte Betrachtung von Verteilungs- und Klimapolitik ist notwendig und möglich 41 Rehm et al. 2021

Die Reduzierung gesellschaftlicher Vulnerabilitäten und Stärkung der Klimaanpassung. Die Fähigkeit von Gesellschaften, bereits in dieser Dekade deutliche Emissionsminderungen zu realisieren, hängt unter anderem davon ab, wie sich der konkrete Maßnahmenmix zur Umsetzung dieser Minderungen auf die Lebensverhältnisse der Mitglieder der Gesellschaft auswirkt – und auf welche bestehenden Vulnerabilitäten er trifft. Der Ausgabenbedarf zur Überwindung von Lock-in-Emissionen ist für Armutsbetroffene enorm. Kurzfristig muss die Finanzierung dieses Bedarfs sichergestellt und alle Menschen sollten in die Lage versetzt werden, klimabedingte oder anderweitige ökonomische Schocks abzufedern. Das gilt umso mehr, da der individuelle ökologische Fußabdruck nur teilweise eine freie Entscheidung ist und in Teilen durch Investitionsentscheidungen, die vor allem von Vermögenden und dem Staat beeinflusst werden, bedingt wird 42 Rehm & Chancel 2022 . Mittelfristig können gesellschaftliche Vulnerabilitäten durch den Ausbau einer ökologischen öffentlichen Daseinsvorsorge gemindert werden. Das gilt insbesondere auch mit Blick auf den durch veränderte Standortfaktoren und anders verzahnte Wertschöpfungsketten ausgelösten Strukturwandel. Betroffenen Regionen und Bevölkerungsschichten darf die gesellschaftliche Anerkennung und Teilhabe nicht verwehrt bleiben – auch hier bedarf es solider öffentlicher Daseinsvorsorge und auch direkter finanzieller Kompensation. 

Auch wenn die Ausweitung von Anpassungsmaßnahmen keine Alternative zu rascher Emissionsminderung ist, müssen Anpassungsmaßnahmen parallel erfolgen – insbesondere in den Teilen der Welt, die von Klimawirkungen bereits heute stark betroffen sind oder es zukünftig sein werden. Gemessen an den historischen Emissionen gehört Deutschland zu den vier größten Verursachern der Klimakrise 43 Friedlingstein et al. 2022 und auch bei den jährlichen Pro-Kopf-Emissionen liegt es auf Platz 26 44 Our World in Data 2022 . Wenn auch die Schäden der Klimakrise in Deutschland ökonomisch bereits erheblich sind 44 Trenzcek et al. 2022 , sind diese hierzulande im internationalen Vergleich verhältnismäßig gering 46 Ricke et al. 2018 . Deutschland hat deshalb eine besondere Verantwortung, die Anpassungsfähigkeit von vulnerablen Ländern zu stärken. Die bereits im Rahmen der UN-Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen zugesagte Anpassungsfinanzierung von mindestens 50 Mrd. US-Dollar pro Jahr muss dringend erreicht werden, wenngleich dieser Betrag klar hinter dem geschätzten Bedarf zurückfällt. Weitere Instrumente wie ein Loss and Damage Fund 47 Serdeczny & Lissner 2023 und der Ansatz des Global Shields, der von Deutschland im Rahmen der G7-Präsidentschaft eingebracht wurde und Aktivitäten im Bereich Klimarisikoversicherung und -vermeidung bündelt, sollten gestärkt werden. 

Die Stärkung internationaler Klimakooperationen und Unterstützung. Die Klimakrise ist ein globales Problem – letztlich kann nur der rasche Rückgang der globalen Emissionen die Erderhitzung begrenzen und das Risiko von Kipppunkten reduzieren. Deshalb ist es entscheidend, dass sich Deutschland für internationale Klimaschutzkooperationen einsetzt und Länder, die weniger finanzielle Möglichkeiten haben, gemeinsam mit anderen wohlhabenden Ländern dabei unterstützt, Maßnahmen zur raschen Emissionsminderung zu finanzieren, umzusetzen und fossile Pfadabhängigkeiten zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für Länder des Globalen Südens mit hohen absoluten Emissionen und hohem Emissionsentwicklungspotenzial, darf aber natürlich nicht auf diese beschränkt sein. Die Initiierung eines offenen und kooperativen Klimaclubs durch die G7-Länder ist deshalb ein richtiger Schritt. Doch finanzielle und wissensbasierte Hilfe kommt trotz mäßiger Erfolge beim jüngsten UN-Klimagipfel immer noch viel zu kurz 48 Harvey et al. 2022

Zusammenfassend verdeutlicht die Forschung zu Kipppunkten und gesellschaftlichen Risiken drei zentrale Aspekte der Klimapolitik. Erstens dürfen Kosten und Dekarbonisierung nicht länger gegeneinander ausgespielt werden. Gleiches gilt für Negativemissionstechnologien und Anpassung, die zusätzlich zur Emissionsminderung benötigt werden. Zweitens muss Klimapolitik unbedingt global gedacht werden, mit Blick auf die Vermeidung ebenso wie auf die Folgen. Drittens muss die oberste Maxime bei allen Maßnahmen Effektivität sein – daher müssen die gesamtgesellschaftlichen Folgen und Erfordernisse der Klimakrise unbedingt mitgedacht werden, auch bei der Bewältigung anderer Krisen. 

Literatur

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