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Der Mensch als kalter Nützlichkeitsrechner?

In seinem Beitrag erläutert Sebastian Thieme die Kritik am standard-ökonomischen Menschenmodell, zeigt aber auch Unschärfen dieser Kritik auf und erklärt, wo die moderne Ökonomik mit ihrer Reaktionen darauf fehlgeht.

Krisenhafte Situationen wie sie sich mit der Klimafrage oder mit der Corona-Pandemie verbinden, stellen auch die Wissenschaft von der ›Wirtschaft‹ – kurz: die Ökonomik – vor besondere Herausforderungen. Sie wirken aber auch wie ein Brennglas auf die Probleme im wirtschaftstheoretischen Denken, die schon lange und immer wieder kritisiert werden. Eine solche kritische Auseinandersetzung mit fundamentalen Fragen zu Theorien, zur wissenschaftlichen Praxis und zur Lehre wurden seit dem Jahr 2000 vor allem durch Studierende als »Pluralismus-Debatte« etabliert und vorangetrieben. 1 Zu dieser Entwicklung siehe den Beitrag von Fattinger/Guttmann 2016 | PDF. Im deutschsprachigen Bereich darf dazu das »Netzwerk Plurale Ökonomik« als zentraler Akteur gelten.

Ein Kritikpunkt an der modernen Ökonomik, der auch von anderer Seite immer wieder vorgebracht wird, richtet sich gegen das Menschenbild, das die Kritikerinnen und Kritiker den Modellierungen der modernen Ökonomik üblicherweise zu Grunde liegen sehen. Diese Kritik ist nicht neu. Genau genommen wirkt sie fast schon traditionell. Bereits Marcel Mauss (1872-1950) schrieb in seinem berühmten Werk »Die Gabe« (um 1923/24) kritisch von einem ökonomischen Menschenbild, das er mit Rechenmaschinen und kalten Nützlichkeitsrechnern assoziierte. Mit Blick auf die heute beobachtbare Ökonomisierung verschiedener Lebensbereiche wirkt es fast schon prophetisch, wenn Mauss warnend feststellte: »Der homo oeconomicus steht nicht hinter uns, sondern vor uns…«. Wenn »wir« Menschen »unseren Wohlstand weiterentwickeln wollen«, gab er den Lesenden kritisch auf den Weg, müssten »wir mehr werden [..] als bessere Finanzmänner, Buchalter und Verwalter.«

Die von Mauss angeführten Argumente, die sich gegen ein unrealistisches oder unangemessenes Menschenbild richten, sind nach wie vor aktuell. Auch heute noch wird die verkürzte Vorstellung kritisiert, Menschen würden sich als Buchhalter ihrer Existenz, kalt und ohne Mitgefühl, ohne Sinn für Gemeinschaft und stets auf der Jagd nach optimaler Nützlichkeit durch ihr Leben kalkulieren. Diese Kritik am ökonomischen Modellmenschen taucht in der Pluralismus-Debatte auf, aber ebenso in der Frage nach dem Nutzen des homo oeconomicus-Konzepts für die Politik, wie sie die Polit-Ökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel 2021 auf Twitter stellte. Auch in einem Beitrag der FAZ vom März 2023 (Ein Paradigma verteidigt sich), der sich mit dem Zustand der modernen Ökonomik befasste, war die Kritik am Menschenbild der modernen Ökonomik selbstverständlicher Bestandteil.

Sebastian Thieme

Sebastian Thieme ist promovierter Volkswirt, lebt in Wien und forscht im Rahmen einer zweijährigen Fellowship zum Thema "Wohlstand neu definieren" (wieder) an der Katholischen Sozialakademie Österreichs in Wien. In der Vergangenheit arbeitete er in verschiedenen Projekten zur Pluralen Ökonomik, war erster Schasching-Fellow der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Vertretungsprofessor an der Hochschule Harz (VWL) und lehrt VWL und Wirtschaftsethik. Weitere Forschungschwerpunkte sind u. a. Plurale Ökonomik, zu normative Aspekte der Ökonomik (Wirtschaftsethik), Selbsterhaltung (Subsistenz), Sozialstaat & ökonomischen Misanthropie.

Im Hinweis auf Marcell Mauss deutet sich nicht nur die lange Tradition der Kritik am ökonomischen Modellmenschen an. Auch lässt sich vor dem Hintergrund, dass diese Kritik nach wie vor aktuell bleibt, dem ökonomischen Modellmenschen eine gewisse renitente Persistenz attestieren. Gleichwohl zeigt sich die Reaktion auf die Kritik an diesem ökonomischen Modell teils auch als erheblich widersprüchlich. Es gibt Ökonomen, die abstreiten, dass die ökonomische Modellierung etwas mit einem Menschenbild zu tun habe. Daher wäre diese Kritik verfehlt und würde völlig an der wirtschaftswissenschaftlichen Praxis vorbeigehen. Ganz im Gegensatz dazu argumentieren wiederum andere Ökonomen, dass die moderne Ökonomik über ein realistisches Menschenbild verfüge: Gerade weil der homo oeconomicus (HO) egoistisch sei und Egoismus eine reale Eigenschaft von Menschen ist, handelt es sich um ein realistisches Menschenbild. In der modernen Ökonomik findet sich also sowohl die Zurückweisung, dass es ein Menschenbild in der Ökonomik gäbe, als auch gleichzeitig das Bekenntnis zu einer Existenz eines Menschenbildes, das aber – entgegen der Kritik am mangelnden Realismus – als realistisch ausgewiesen wird. Bereits das lässt erahnen, vor welchen Herausforderungen eine kritische Auseinandersetzung mit dem ökonomischen Modellmenschen – und seiner Relevanz in der Praxis (Forschung und Politikberatung) – steht.

Hinzu kommt noch, dass Vertreterinnen und Vertreter der modernen Ökonomik allgemein sehr gereizt auf Kritik reagieren. Wie die Pluralismus-Debatte zeigt: Sachlichkeit ist ihre Sache nicht. Wo kritische Argumente noch nicht einmal ignoriert werden können, reagieren sie mit chauvinistischer Herablassung oder Dogmatismus; oder – falls es doch einmal um die Sache geht – mit zahlreichen rhetorischen Finten und Kniffen. Kritische Argumente werden verdreht und teils Missverständnisse bewusst provoziert. Hiervon abgesehen ist die Kritik am ökonomischen Modellmenschen aber auch oft durch gewisse Unschärfen gezeichnet, die den Vertretern der modernen Ökonomik wiederum eine Steilvorlage für rhetorische Ausweich- und Abwehrmanöver bieten. Die Auseinandersetzung mit dem ökonomischen Modellmenschen ist daher mit verschiedenen Missverständnissen und Fehldeutungen gepflastert. Worin liegen diese genau?

Homo oeconomicus als Annahmenbündel

Dazu lässt sich zuerst das Schlagwort »homo oeconomicus« kritisch aufgreifen. Eigentlich verbirgt sich dahinter ein Bündel aus Annahmen (teils Konzepten) wie zum Beispiel die Abwesenheit von sozialen Präferenzen (Zwischenmenschlichkeit) oder die Annahme vollständiger (ökonomischer) »Rationalität«, die sich wiederum mit der Nutzenmaximierung und damit – teils unausgesprochen – mit dem Rechen-Kalkül einer Marginalanalyse verbindet. Teils gehört dann auch eine Anreiz-Logik dazu, wonach Menschen im Grunde ›mechanisch‹ auf Anreize reagieren. Wer den homo oeconomicus kritisieren möchte, müsste dann aber auch die Annahmen aus dem jeweiligen Modellierungsumfeld berücksichtigen beziehungsweise den homo oeconomicus dazu in den Kontext stellen: Es ist ein Unterschied, ob ich ein homo oeconomicus in einem Modell vollständiger Konkurrenz, vollständiger Informiertheit, vollständiger Transparenz usw. ›agieren‹ (kalkulieren) lasse oder ob eine oder mehrere dieser Annahmen aufgehoben sind.

In einzelnen Punkten wurde und wird das Annahmebündel, das sich mit dem homo oeconomicus und seinem Modellierungsumfeld verbindet, modifiziert: zum Beispiel kann statt vollständiger Rationalität beschränkte Rationalität unterstellt sein oder die Nutzenmaximierung kann unter der Annahme ungleich verteilter Informationen analysiert werden, was eine Abkehr von den Annahmen vollständiger Informiertheit und Transparenz bedeutet.

Wird ›der‹ homo oeconomicus kritisiert, dann kann das also viele Punkte betreffen. Allerdings scheint sich die Kritik am homo oeconomicus oft auf die »technische Effizienz« und das auf Kosten-Nutzen reduzierte Verständnis von »Rationalität«, den Egoismus sowie die Nutzenmaximierung zu konzentrieren. Angesichts dessen, dass der homo oeconomicus ein Annahmebündel darstellt, könnte es aus plural-ökonomischer Sicht hilfreich sein, einzelne problematische Annahmen konkret zu kritisieren, statt pauschal auf den (neoklassischen) homo oeconomicus zu verweisen. Denn abgesehen davon, dass dies ungenau ist, bietet Letzteres wiederum Vertreterinnen und Vertretern der modernen Ökonomik eine Steilvorlage, um von eigentlichen Kritikpunkten abzulenken.

Kritik an der technischen Kosten-Nutzen-Rationalität

Sich auf konkrete Annahmen oder Aspekte des Menschenbildes in der modernen Ökonomik zu konzentrieren, kann die damit verbundene Kritik erheblich schärfen. Wie Adelheid Biesecker und Stefan Kesting (2003) in ihrem Lehrbuch zeigen (siehe Abbildung 1), existiert in der modernen Ökonomik zwar eine gewisse Variation des Verständnisses von Rationalität, Rationalität bleibt aber über verschiedene Ansätze der modernen Ökonomik hinweg (Neoklassik, Spieltheorie, Neue Institutionenökonomik) auf Kosten-Nutzen und Effizienz reduziert. Wer also mit Blick auf das Rationalitäts-Konzept der modernen Ökonomik die Konzentration auf Kosten-Nutzen sowie das Optimierungs- und Effizienz-Kalkül kritisiert und bezogen auf die Methodik noch den methodologischen Individualismus, Deduktivismus und Positivismus in die Kritik einbezieht, trifft die problematischen Gemeinsamkeiten in der modernen Ökonomik deutlich genauer als mit einer Kritik am Schlagwort »homo oeconomicus«.

Abbildung 1: Ökonomische Ansätze, Menschenbilder, Philosophien, Rationalitäten und Methoden

Mehr noch: Wie Biesecker/ Kesting (2003) zeigen, existieren über die moderne Ökonomik hinaus weitere – alternative – wissenschaftliche Perspektiven und alle diese Perspektiven verbinden sich selbstverständlich auch mit jeweils unterschiedlichen Menschenbildern. Außerdem kann die moderne Ökonomik auch deutlich dafür kritisiert werden, dass das Verständnis von »Rationalität« dort auf die Marktsphäre reduziert bleibt. ›Wirtschaft‹ ist aber mehr als Markt. So, wie ›Wirtschaft‹ nicht nur Marktwirtschaft ist, weil unterschiedliche Sphären und Formen des Wirtschaftens existieren (Abbildung 2), so existieren auch ganz unterschiedliche Vorstellungen darüber, was wirtschaftlich »rational« sein kann.

Abbildung 2: Eingebettete Ökonomie & Wirtschaftssphären

Vor diesem Hintergrund lässt sich die moderne Ökonomik für die unangemessene Unschärfe kritisieren, die sich mit der dort üblichen Unterscheidung in »Rationalität« und »Irrationalität« verbindet. Unausgesprochen wird dabei nämlich eine technisch-kalkulatorische Rationalität im Sinne von Kosten-Nutzen, Effizienz usw. als Maßstab unterstellt. Irrational ist dann alles, was davon abweicht. Insofern fehlt modernen Ökonominnen und Ökonomen teils die Vorstellung davon, dass auch andere Überlegungen ökonomisch »rational« sein können, es also auch andere Kriterien für vernünftiges Wirtschaften gibt.

Es existiert aber noch ein methodologischer Aspekt in der Auseinandersetzung mit dem effizienz-rationalen Menschenbild der modernen Ökonomik: Diese spezifische technische Kosten-Nutzen-Effizienz-Rationalität wird nämlich gebraucht, um rechnen und modellieren zu können. Der auf ein Kosten-Nutzen-Kalkül und auf Optimierung oder Maximierung des eigenen Nutzens eingestellte Mensch lässt sich über Gleichungen, Routinen und Algorithmen in eine mathematische Form gießen. Ein solcher homo oeconomicus ist wortwörtlich berechenbar. Auf diese Weise lassen sich Akteure in ökonomische Modelle integrieren. So scheint es, dass die ökonomische Methode die Vorstellungen über ihren Gegenstand – Rationalität und menschliches Handeln – prägt, weil sie nicht anders als modellierend und berechnend mit menschlichen Handlungen umgehen kann. Wie sich dem Lehrbuch von Biesecker/ Kesting (2003) entnehmen lässt (oben Abbildung 1), wäre für den Umgang mit anderen Rationalitäten eine Expertise nötig, die bewusst normativ (ethisch) abzuwägen vermag, eine echte Güterabwägung vornehmen kann (statt diese als Trade-Off mit Marginalanalyse misszuverstehen) sowie Perspektivwechsel und Diskurse zu integrieren versteht. Das erfordert ganz andere Fertigkeiten als die, die sich mit der mathematisch-formalen Modellierungspraxis in der modernen Ökonomik verbinden. Aus diesem Sachverhalt resultieren Missverständnisse seitens der modernen Ökonomik, aber auch ihre Einseitigkeit, wie sie von der Pluralen Ökonomik kritisiert wird.

Weiterführende Kritik

Mit dem in der modernen Ökonomik vorherrschenden Verständnis von Rationalität verbinden sich aber weitere Probleme, die in der kritischen Auseinandersetzung  immer wieder eine Rolle spielen. Zum Beispiel mag aus der modernen Ökonomik heraus argumentiert werden, dass ökonomische Analysen üblicherweise auf Modellen beruhen und sich ökonomische Aussagen und Empfehlungen damit auch nur auf solche Modelle beziehen. Ein Geltungs- und Gestaltungsanspruch wäre damit nicht verbunden. Tatsächlich können Ökonominnen und Ökonomen in diesem Sinne in einer künstlichen Modellwelt bleiben und mechanische Wenn-Dann-Beziehungen – den homo oeconomicus als simples Anreiz-Reaktions-Muster verstehend – thematisieren. Das wirkt zwar neutral, aber wie der Wirtschaftsethiker Peter Ulrich betont, wird dabei übersehen, dass bereits mit dem Begriff »Rationalität« ein normativer Geltungsanspruch erhoben ist. Konkret lässt sich Peter Ulrich dazu wie folgt zitieren:

»Systematisch unberücksichtigt bleibt [..], dass die (markt-)wirtschaftliche Sachlogik, die wirkungsmächtige ökonomische Rationalität, implizit oder explizit selbst immer schon einen normativen Geltungsanspruch erhebt, mit dem die ethische Vernunft unweigerlich in Konflikt gerät. Jedes Konzept von Rationalität hat normative Bedeutung: es besagt ja, wie vernünftigerweise gehandelt werden soll

Ulrich, Peter, 2008, Integrative Wirtschaftsethik, S. 101

»Rationalität« sagt also, wie vernünftig gewirtschaftet werden soll. Damit verbunden ist dann selbstredend auch ein bestimmtes Menschenbild. Das wiederum gilt es vor allem dann zu bedenken, wenn seitens moderner Ökonomik behauptet wird, der homo oeconomicus sei kein Menschenbild, sondern nur ein Modell, um unter marktwirtschaftlichen (oder marktwirtschaftlich widrigen Bedingungen) ein Worst-Case-Szenario auszuloten. Selbst wenn in der modernen Ökonomik gerne von einem »Modell« gesprochen wird, gilt es unausgesprochen als Orientierung für ein (ökonomisch-effizientes) »vernünftiges« Handeln von Menschen.

Kurios bis fragwürdig auf die Spitze getrieben wurde das im ökonomischen Imperialismus von Gary S. Becker. Auch die Ethik mit ökonomischer Methode nach Karl Homann (der sich zu Becker bekennt) liefert ein Beispiel dafür, dass der homo oeconomicus in seiner Funktion und Wirkweise zwar als Modell relativiert wird, die ökonomische Thematisierung ethischer Konflikte ihn dort aber als Menschenbild sehr deutlich greifbar werden lässt.

Vor allem in der praktischen Anwendung moderner ökonomischer Ansätze wird so der homo oeconomicus als »Modell« zum handlungsleitenden Menschenbild: Ein besonderes illustratives Beispiel liefert die Schuldenbremse, die aus der ökonomisch verkürzten Logik eines homo oeconomicus heraus den demokratisch gewählten Politikerinnen und Politikern und der parlamentarischen Demokratie grundsätzlich misstraut. Fragwürdig wird es bisweilen auch in Lehrbüchern zur VWL. Dort muss der homo oeconomicus gar nicht als Modell auftauchen oder direkt adressiert sein, sondern es werden dann bisweilen gleich am Anfang der Lehrbücher Postulate oder Gebote der ökonomischen Vernunft vorangestellt, die eben diesen homo oeconomicus atmen. Üblicherweise werden diese Gebote und Postulate in Beispiele eingebunden, die vermeintlich praxisnah oder lebensnah konstruiert sind, um die Studierenden abzuholen, ihnen so aber auch von vornherein nahezulegen, welches Denken und Handeln ›ökonomisch vernünftig‹ ist und sein soll.

Abschließende Bemerkungen zum Diskurs

Der Verweis auf den homo oeconomicus mag ungenau sein. Nimmt man die Kritik am Menschenbild in der modernen Ökonomik aber ernst, geht aus ihr und aus dem jeweiligen Kontext der Kritik deutlich hervor, was jene meinen, die den homo oeconomicus kritisieren. Sollten tatsächlich weiterhin Unklarheiten bestehen, dann könnte auch direkt zurückgefragt werden. Viele der Missverständnisse wären auf diese Weise vermeidbar und der Weg in einen fruchtbaren fachlichen Austausch wäre geebnet.

Aber diese Sicht ist von einem gewissen Optimismus und Idealismus geprägt. Denn im Gegensatz dazu scheinen Vertreterinnen und Vertreter der modernen Ökonomik auf Kritik am homo oeconomicus oft damit zu reagieren, dass sie in einen Verteidigungsmodus übergehen und sich dann am Begriff homo oeconomicus und vermeintlichen Missverständnissen aufhängen, ohne sich näher mit der eigentlichen Kritik zu befassen. Es werden dann oft Nebelkerzen herbeidoziert, teils in einer Weise, die toxisch und chauvinistisch wirkt. Ein solches Verhalten lässt sich zumindest aus der Erfahrung in der Pluralismus-Debatte erwarten. Vielleicht wäre es deshalb eine gute Idee, konkrete Annahmen zum homo oeconomicus (statt lediglich ihn als Schlagwort) zu kritisieren. Damit wäre Vertreterinnen und Vertretern der modernen Ökonomik die Möglichkeit erschwert, von der eigentlichen sachlich begründeten Kritik abzulenken. Das würde einer Versachlichung der Debatte zuträglich sein und könnte möglicherweise den Weg in einen echten wissenschaftlichen Diskurs weisen, der die berechtigte Kritik an dem Menschenbild der modernen Ökonomik (endlich) ernst nimmt, sich damit anschlussfähig gegenüber anderen Disziplinen, Diskursen und Gesellschaft hält und mithin das Potenzial bietet, das kritisierte Menschenbild grundlegend zu verändern oder zumindest einen anderen Umgang damit einzuleiten.