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Ein sonnigerer Liberalismus?

Das Herzstück von Samuel Moyns »Liberalism Against Itself« bildet die scharfe Entgegensetzung von Frühliberalismus und Cold War Liberalismus. Sie scheint jedoch die analytische Achillesferse von dem Buch zu sein. Denn schon im Frühliberalismus findet man progressiv-emanzipatorische und defensiv-konservative Elemente amalgamiert, wie Patrick Samtlebe am Beispiel von Benjamin Constant zeigt.

Mit Liberalism Against Itself hat Samuel Moyn eine vielbeachtete Studie zur jüngeren Liberalismusgeschichte vorgelegt, die mit dem Liberalismus des Kalten Krieges eine intellektuelle Strömung seziert, die die Theorie und Praxis liberaler Politik seit der Mitte des 20. Jahrhunderts insbesondere im angelsächsischen Raum maßgeblich geprägt hat. 1 Moyn 2023a: S. 1 f. (i. F. referenziert als LAI). In einem Essay über Lionel Trilling konstatiert Moyn (2023b), dass „Cold War liberalism still sets the fundamental terms of the liberal outlook“.

Die Konstitutionsgeschichte dieses Cold War Liberalism erzählt Moyn als einen Vorgang kompromissloser Entkernung. In den Händen von Isaiah Berlin, Jacob L. Talmon, Karl R. Popper oder der (späteren) Judith N. Shklar sei der Liberalismus seiner emanzipatorischen und progressivistischen Elemente, seiner Betonung von Autonomie und Selbstentfaltung, ja selbst dem Moment der Hoffnung entkleidet worden. Solche Denkmotive galten fortan als Einfallstore totalitärer Politik. An ihre Stelle setzte man einen defensiven Liberalismus der Furcht 2 Shklar 2013. und der negativen Freiheit, 3 Berlin 1995a. der Liberalität auf die Minimalforderung von Nichtintervention reduzierte, der Fortschritts- und überhaupt historischem Denken mit tiefgreifender Skepsis begegnete und der schließlich auch in einem ambivalenten Verhältnis zu demokratischer Selbstregierung stand, die er als Garantin individueller Rechte schätzte, im Hinblick auf ihre Autonomieversprechen und als Massendemokratie jedoch beargwöhnte. 4 S. zu alldem insbes. LAI: S. 3 ff. Pointiert hat Shklar 2013: S. 62, von einer „Zweckehe“ zwischen Liberalismus und Demokratie gesprochen. 

Liberalism Against Itself verschmilzt intellectual history mit ideenpolitischer Polemik. Denn diese Aushöhlung hat Moyn zufolge nicht nur dem Siegeszug von Neoliberalismus und Neokonservatismus Vorschub geleistet, sie ist auch mitverantwortlich für die gegenwärtigen Krisen von Liberalismus und liberaler Demokratie. 5 LAI: S. 5 ff., S. 10, S. 86 f. u. S. 173 ff.  Moyn meint deshalb, der Liberalismus des Kalten Krieges sei »a catastrophe – for liberalism« gewesen, sogar »a betrayal of liberalism itself«, und dass eine Erneuerung dieser intellektuellen und politischen Bewegung – für die er sich ausdrücklich starkmacht – die Überwindung des Cold War Liberalism ebenso voraussetze wie eine Rückbesinnung auf jene progressiven Elemente, die dieser ausgemerzt hat. 6 Vgl. LAI: S. 7, S. 11 u. S. 176.  Moyns Essay interveniert damit in den »great war over liberalism«, der seit 2016, dem Jahr von »MAGA« und »Brexit«, um dessen Probleme und (unausgeschöpfte) Potentiale ausgefochten wird. 7 LAI: S. 2; vgl. auch S. 172 ff. sowie ders. 2019 u. 2023c.

Kalte und warme Liberalismen

Zu den Aspekten, die Moyns Studie gerade auch unter ideenhistoriographischen Gesichtspunkten interessant machen, zählt sein Nachweis, dass und wie sehr sich der Liberalismus des Kalten Krieges über Re- und Antikanonisierungsprozesse konstituiert habe, also im Kampf um die Auslegung und Einordnung historischer politischer Theorien und Theoretiker*innen. 8 LAI: S. 18 f. sowie v. a. die Kap. 2–3.  Einerseits umfasste dies die Identifikation von Galionsfiguren historischen Freiheitsdenkens wie John Stuart Mill, Benjamin Constant oder Alexis de Tocqueville. Andererseits erfolgte es vermittels der die Konstruktion eines Antikanons vermeintlicher Freiheitsfeinde – von Platon über Rousseau bis Hegel – mit frappierender, bis heute anhaltender Breitenwirkung. 9 Vgl. LAI: S. 87. Man denke etwa an den angeblichen Proto-Totalitarismus Rousseaus, der es bis in bundesrepublikanische Klassenzimmer geschafft hat.

Damit schreibt Liberalism Against Itself zugleich Geschichte der Ideengeschichte. Der Essay illustriert dabei nicht nur die politischen Dimensionen historiographischer Interpretationskonflikte; er ist selbst ein Paradebeispiel für den Einsatz ideengeschichtlicher Analysen in öffentlichen Auseinandersetzungen. 10 Vgl. hierzu auch Moyns Ausführungen über Kanonisierung im Interview mit dem Boston Review (Moyn/Rothfeld 2024). Hierbei greift Moyn auf neuere Beiträge zur Liberalismusgeschichte zurück, die sich – oft in direkter Opposition gegen die Deutungen von Cold War Liberals – um die Rekonstruktion der Vielgestaltigkeit liberaler Denkformen bemühen. Man hat dabei insbesondere eine Verengung des Blickwinkels auf die angelsächsische Tradition beklagt, in deren Folge Atomismus, Laisser Faire und individualistisches Rechte- und Interesse-Denken in unzulässiger Weise als Wesensmerkmale von Liberalismus tout court ausgewiesen worden seien. Die Prominenz moralistischer, republikanischer, historischer, soziologischer oder religiöser Motive im liberalen Denken sei aus dem Blick geraten. 11 Vgl. Geenens/Rosenblatt 2012; Rosenblatt 2018; Behrendt 2016; Selinger/Conti 2020: S. 341; Collins 2019; aber auch schon Siedentop 1979.  Bisweilen hat man damit bewusst zum Projekt einer Erneuerung des Liberalismus beitragen wollen. 12 Z. B. Rosenblatt 2018: S. 277.

Patrick Samtlebe

Patrick Samtlebe ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Politikwissenschaft, insbesondere Geschichte und Theorie politischen Denkens an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geschichte politisch-ökonomischen Denkens (insbesondere um 1800) und der Theorie und Geschichte kapitalistischer Gesellschaften. Im Rahmen seines Dissertationsvorhabens beschäftigt er sich mit der politischen Ökonomie des französischen Frühliberalen Benjamin Constant. 

Mit Hilfe solcher Arbeiten entwickelt Moyn die begriffliche Leitunterscheidung seiner Studie: Den Liberalismus des Kalten Krieges grenzt er scharf von einer Linie liberalen Denkens ab, die im Wesentlichen den frühen und klassischen Liberalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts umfasst. In dieser Periode sei liberales Denken von Motiven geprägt gewesen, die Moyn als »emancipatory« und »perfectionist«, »progressivist« und »historicist« beschreibt. Die Protagonisten des frühen Liberalismus waren »perfectionists«, die »creative and empowered free action« ebenso ins Zentrum ihrer Theorien gerückt hätten wie ein »commitment to the highest life«. 13 LAI: S. 3.  Sie hätten »self-creation as the highest liberal value« aufgefasst und damit ein ambitioniertes »emancipatory project« verfolgt. 14 LAI: S. 58 u. S. 171.  Emanzipation als Selbstentfaltung – nicht Repräsentation, Verfassung oder Rechtsstaatlichkeit – figuriert bei Moyn als Zentralmotiv frühliberalen Denkens. Und wenn er immer wieder hervorhebt, dass »[t]he Romantic movement was central for all the early liberals«, dann vor allem, um hierauf hinzuweisen: Sie alle seien überzeugt gewesen, »that liberalism was about creating the conditions for living interesting lives«. 15 Moyn/Rothfeld 2024; vgl. LAI: S. 39 f., S. 58 ff. Hierüber hinaus bleibt der Romantik-Begriff bei Moyn unbestimmt.

Als Progressivismus – auch: Historizismus – wiederum begriff der Frühliberalismus die Geschichte als einen Möglichkeitsraum »for the achievement and exercise of that ability to act creatively in the world« sowie für die Verwirklichung und Institutionalisierung von Freiheit. 16 LAI: S. 3, S. 65.  Häufig habe man hierbei auf positive Fortschrittsnarrationen zurückgegriffen. Dieser Liberalismus war »expectant and optimistic«. 17 LAI: S. 65 ff. (Zitat S. 65); vgl. S. 25.

Dass Moyn den Frühliberalismus einen »sunnier liberalism« nennt, 18 LAI: S. 67.  ist so vielsagend wie folgerichtig. Denn es geht ihm auch darum, historische Reservoirs für die Neukonstruktion eines alternativen, gleichsam wärmeren Liberalismus freizulegen, der an die Stelle des Cold War Liberalism treten könnte. In Liberalism Against Itself geht es mithin weniger um die theoretische Leistungsfähigkeit konkurrierender Liberalismen, sondern primär um die strategische Frage, wie eine politisch erfolgversprechende liberale Ideologie zu konturieren wäre. Eine solche hätte vor allem attraktiv zu sein – sympathisch genug, »to make it worth enthusiastic backing«; »credible enough for salvation« –, und gerade deshalb sei es unabdingbar, dass der Liberalismus verlorene »nineteenth-century impulses« wiederaufnimmt, »in particular its commitment to the emancipation of our powers, the creation of the new as the highest life, and the acquisition of both in a story that connects our past and our future«. 19 LAI: S. 172, S. 175 u. S. 176. In der New York Times deklarierte Moyn (2023c), dass „liberals can revive their philosophy’s promises only by recommitting to its earlier impulses“.

In historiographischer wie in politischer Hinsicht bildet die Kontrastierung von progressiv-emanzipatorischem Früh- und defensivem Cold War-Liberalismus demnach das Herzstück von Moyns Studie. Genau sie scheint mir jedoch, wie ich im Folgenden plausibilisieren möchte, die analytische Achillesferse von Liberalism Against Itself darzustellen. Dabei geht es mir weniger um eine Grundsatzkritik an Moyns These einer (Selbst-)Entkernung liberalen Denkens im Kalten Krieg, die im Wesentlichen zu überzeugen vermag, als vielmehr um eine produktive Verkomplizierung seiner liberalismushistorischen Narration.

Ich möchte hierbei von der scheinbar trivialen Beobachtung ausgehen, dass Vertreter*innen der neuen Liberalismusgeschichte – Moyn inbegriffen – mit Theoretikern wie John Stuart Mill, Alexis de Tocqueville oder Benjamin Constant vielfach dieselben Figuren als paradigmatische Vertreter eines progressiv-emanzipatorischen Liberalismus identifizieren, die bereits die Intellektuellen des Kalten Krieges zu Galionsfiguren ihres Liberalismus gemacht hatten. Am Beispiel von Benjamin Constant, einer Schlüsselfigur der frühen Liberalismusgeschichte, dessen politische Theorie »alle Topoi des klassischen Liberalismus in geradezu idealtypischer Weise versammelt«, 20 Bermbach 1986: S. 342.  möchte ich plausibilisieren, dass dies weder als bloßer Zufall zu verbuchen ist noch schlicht als eine Folge vereinseitigter Interpretationspraxis. Vielmehr verweist dieser Befund auf eine Spannung im (früh-)liberalen Denken selbst, das von Anbeginn progressiv-emanzipatorische und defensiv-konservative Elemente amalgamierte. In der scharfen Entgegensetzung von Frühliberalismus und Cold War Liberalism wird diese Komplexität verwischt.

Cold War Constant

Das politische Denken des Frühliberalen Benjamin Constant (1767–1830) hat seit den 1980er Jahren ein »Revival« erlebt. 21 Rosenblatt 2004. Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Constant bereits im Cold War-Liberalismus ein wichtiger Referenztheoretiker gewesen ist. Jacob Talmon würdigte ihn als einen frühen Opponenten der Theorie und Praxis ‚totalitärer Demokratie‘. 22 Talmon 2013: S. 357 ff.; vgl. zu Talmon LAI: S. 49 ff.  Judith Shklar sah in Constant und Tocqueville »die besten Verfechter« ihres liberalism of fear. 23 Shklar 2017: S. 161; vgl. auch dies. 1972.  Auch für François Furet, der bei Moyn als ein französischer Vertreter des Cold War Liberalism auftritt, war Constant eine wichtige Referenzfigur. 24 S. etwa Furet 1996: S. 878 f.; ders./Ozouf 1996: S. 12; Burnand 2020: S. 122 f.; Rosenblatt 2004: S. 443 f.; vgl. bei Moyn LAI: S. 77, und zu den politischen Kontexten von Furets historischen Arbeiten Christofferson 1999.

In der politischen Theorie und Philosophie des 20. Jahrhunderts findet sich aber wohl niemand, der sich so direkt und ausdrücklich auf Constant berufen hätte wie Isaiah Berlin. Die Bedeutung Constants für Berlin lässt ein Brief von September 1958 erkennen, in dem dieser über die Pläne für seine Oxforder Antrittsvorlesung berichtet: »[M]y subject is liberty«, so Berlin über den Vortrag, der im selben Jahr als Two Concepts of Liberty publiziert wurde, »my inspiration Benjamin Constant, a much underrated political writer, abler and more original as a theorist than anybody in his time: the only Liberal thinker of the first water, miles better than Mill, and even Tocqueville«. 25 Isaiah Berlin an Gladwyn Jebb, 1. Sep. 1958 (abgedruckt in Berlin 2009); vgl. auch die Briefe an Robert Silvers, 9. Februar 1972 (in Berlin2013), und an Frederick Rosen, 17. Juli 1991 (in Berlin 2015).

In diesem »Cold War tract« 26 Moyn/Rothfeld 2024. entwickelt Berlin seine berühmte Unterscheidung von negativer und positiver Freiheit. Negative Freiheit bestehe wesentlich darin, »daß man in seinen Entscheidungen nicht von anderen Menschen beeinträchtigt wird«. 27 Berlin 1995a: S. 211.  Sie ist demnach »Freiheit von etwas«: die Abwesenheit von Eingriffen in eine (variabel bestimmbare) Sphäre privater Individualität. 28 Ebd.: 207 (Hervorh. i. O.).  Da auch Despoten solche Freiheit gewähren können, ist sie mit politischer Selbstbestimmung nicht notwendig verknüpft. Positive Freiheit dagegen entspringe »dem Wunsch des Individuums […], sein eigener Herr zu sein«. 29 Ebd.: S. 211.  Sie meint die »Freiheit zu etwa[s], Freiheit, eine bestimmte, vorgeschriebene Form von Leben zu führen«. 30 Ebd.: S. 210. (Hervorh. i. O.) Genau diese Denkfigur begründe das tyrannische Potential positiver Freiheitsauffassungen, denn sie sei immer wieder mit Vorstellungen eines ‚idealen Selbst‘ verknüpft worden, in dessen Interesse das empirische Subjekt zu ‚disziplinieren‘ sei. In den verheerendsten Fällen handelt es sich hierbei um ein soziales Großsubjekt – eine Rasse, Klasse oder Nation –, »das seinen widerspenstigen ‚Gliedern‘ den eigenen kollektiven […] Willen aufzwingt und auf diese Weise seine eigene – und daher auch ihre – ‚höhere‘ Freiheit erlangt«. 31 Ebd.: S. 212; vgl. Berlin 1995b: S. 46 ff.

Es sei Benjamin Constant gewesen, der diese Unterscheidung erstmals auf den Begriff gebracht habe. 32 Berlin 2014: S. 230 ff.; ders. 2002: S. 283.  Die ‚negative‘ Freiheitauffassung der Modernen, die Constant als ein Produkt der Entstehung neuzeitlicher Commercial Societies auffasst, zielt im Wesentlichen auf den »friedlichen Genuß der persönlichen Unabhängigkeit«. 33 Constant 1819: S. 376. Sie umfasst demnach Rechtsstaatlichkeit, Meinungs- und Pressefreiheit, Bewegungsfreiheit, Versammlungs-, Religions- und Koalitionsfreiheit, politische Kontrollrechte sowie ökonomische Freiheiten einschließlich des Rechts auf Privateigentum. 34 Ebd.: S. 367 f.  In den Stadtrepubliken der Antike hingegen sei Freiheit – ‚positiv‘ – als die Möglichkeit verstanden worden, »gemeinsam mit andern aber direkt einen erheblichen Teil der gesamten Souveränität auszuüben«. 35 Ebd.: S. S. 368.  Zugleich hatte man »von individuellen Rechten überhaupt keinen Begriff«. 36 Ebd.: S. 370. Dies hebt auch Berlin 1995a: S. 209 (vgl. ders./Jahanbegloo 1994: S. 62) hervor, und zwar unter Verweis auf Condorcet, den Constant in diesem Zusammenhang stets als Stichwortgeber referenziert. 

Constant habe jedoch nicht nur die Differenz dieser Konzeptionen herausgearbeitet, sondern gerade auch ihren Konflikt. Als kritischer Theoretiker antik-positiver Freiheitauffassungen – Constant hatte den jakobinischen Republikanismus vor Augen – habe er wie kein zweiter erkannt,

daß eine durch erfolgreichen Aufstand bewirkte Übertragung der … Souveränität von einer Hand in eine andere nicht etwa die Freiheit vermehrt, sondern die Last der Knechtschaft nur verschiebt. Mit Recht fragte er, warum sich jemand darum scheren sollte, ob er von einer Volksregierung, von einem Monarchen oder von einer repressiven Gesetzgebung erdrückt wird. Constant erkannte, daß es denjenigen, die nach der ‚negativen‘, individuellen Freiheit streben, nicht in erster Linie um die Frage geht, wer diese Gewalt ausübt, sondern um die andere Frage, wieviel Gewalt überhaupt in eine einzelne Hand gelegt werden soll.

Berlin, Isaiah (1995): Zwei Freiheitsbegriffe. In: Ders.: Freiheit. Vier Versuche. Übers. Reinhard Kaiser. Frankfurt a. M.: Fischer, S. 197–256 (hier 246).

In Constant erblickt Berlin den »eloquenteste[n] Verteidiger von Freiheit und Privatsphäre«, der »die negative Freiheit höher schätzte als jeder andere neuere Autor«. 37 Ebd.: S. 206; ders. 1995b: S. 49.  Er habe »jenes Höchstmaß an Nichteinmischung« gefordert, »das mit den Mindestanforderungen des gesellschaftlichen Lebens vereinbar ist«, eine »extreme Forderung«, die »immer nur von einer kleinen Minderheit hoch zivilisierter, selbstbewußter Menschen« erhoben worden sei. 38 Berlin 1995a: S. 243 f.  Dagegen habe er »demokratische Selbstverwaltung« lediglich als Mittel zur Sicherung negativer Freiheitsrechte aufgefasst. 39 Berlin 1995b: S. 50.  – Unschwer zu erkennen, weshalb Berlin einmal bemerken konnte, Constant sei der Theoretiker »from whom I certainly derive«. 40 Isaiah Berlin an Steven Lukes, 4. April 1963 (abgedruckt in Berlin 2016).

Constant redivivus?

Seit mittlerweile gut vier Jahrzehnten ist eine Neubelebung der Constant-Forschung zu verzeichnen. In ihrem Zuge sind Interpretationen wie diejenige Berlins, die Constant als Verfechter eines ‚negativfreiheitlichen‘, abwehrorientierten und zur Entpolitisierung neigenden Liberalismus gelesen haben, unter Druck geraten. In Constant sieht man zunehmend einen Theoretiker, dessen Denken stereotype Liberalismusverständnisse irritiert. So hat man die Bedeutung moralistischer Argumentationsfiguren, charakterologischer Analysen sowie romantischer und religiöser Motive in und für seinen Liberalismus hervorgehoben. 41 Vgl. exemplarisch Rosenblatt 2018: Kap. 2; Vincent 2004; ders. 2000; Thouard 2020. Insbesondere konnte rekonstruiert werden, in welchem Maß Constants politische Theorie auf republikanische Denkfiguren rekurriert, etwa auf die Idee eines Bürgerethos als Bestandsvoraussetzung freiheitlicher politischer Ordnungen. 42 Z. B. Lembcke/Weber 2013.  Anders als ältere Deutungen es darstellten, habe Constant eine Synthese von antik-republikanischer und modern-liberaler Freiheit angestrebt – und er habe politische Freiheit nicht allein als Instrument zur Sicherung bürgerlicher Rechte gewürdigt, sondern gerade auch als Triebkraft der Entfaltung von Persönlichkeit und Humanität. 43 So z. B. Gossman 2003: S. 147, in direkter Auseinandersetzung mit Isaiah Berlin.

Im angelsächsischen wie im frankophonen Raum erfolgte diese Renaissance parallel zu einer allgemeineren Wiederaufnahme der Debatten um den Liberalismus, und so verfolgen auch einige der neueren Constant-Studien nicht zuletzt ideenpolitische Ziele. 44 Vgl. Burnand 2017: S. 24 f.; Rosenblatt 2004: S. 439. Stephen Holmes etwa verfasste seine einflussreichen Arbeit über Benjamin Constant and the Making of Modern Liberalism mit dem Ziel, ihn als einen Liberalen ins Spiel zu bringen, »whose position eludes many of the standard assaults on liberal thought«, darunter »individualistic repudiation of community«, »[a] one sided-focus on private rights“ oder »ahistorical abstractness«. 45 Holmes 1984: S. 3.  Holmes hält dem entgegen, dass Constants Schriften »convey a renewed sense of what liberalism was and a fresh perspective on what can be learned from it today«. 46 Ebd.: S. 241.

Bereits diese wenigen Andeutungen lassen einige der Hauptmotive von Samuel Moyns ‚sunnier liberalism‘ wiedererkennen. Und tatsächlich figuriert Constant bei Moyn als einer der Hauptvertreter dieses progressiv-emanzipatorischen Frühliberalismus. Er rechnet ihn zu den »founders of liberalism in the nineteenth century«, die allesamt Romantiker gewesen seien, »committed above all to a culture of individuality and self-making among free and equal citizens«. 47 Moyn 2023b; vgl. LAI: S. 39 f., S. 54 u. S. 58.  Dabei hätten sie das Persönliche politisiert und institutionelle Arrangements angestrebt, »that were supposed to make the self-making they cared most about more likely«. 48 Moyn 2023b.  Berlins Constant-Darstellung hingegen habe solchen Romantizismus und Republikanismus verstellt. 49 LAI: S. 58. Constant erscheint bei Moyn mithin als Vertreter eines liberalen ‚Perfektionismus‘, der die kollektive Gestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse (‚creative agency‘), romantische Individualität und ‚self-creation‘ zu den Leitsternen seines liberalen Wertefirmaments gemacht habe. Als einer der »[n]ineteenth-century seers of progress« war er zudem ein Protagonist jenes optimistischen ‚Historizismus‘, für den die Geschichte ein offenes »forum of opportunity for individual and collective agency and self-assertion« gewesen sei. 50 LAI: S. 67.

Ein derartiges, faktisch exklusives Herausstreichen der progressiv-emanzipatorischen Seiten von Constants politischer Theorie läuft allerdings Gefahr, die engen Grenzen verblassen zu lassen, innerhalb derer die Entfaltung von agency und individuality in seinem ‚System der Freiheit‘ überhaupt möglich ist. In den Hintergrund gedrängt wird dabei vor allem der fundamentale Aspekt liberaler Entpolitisierung. Interpreten wie Berlin haben die negativfreiheitlichen Dimensionen von Constants Denken zwar überzeichnet. Ihre Betonung der defensiven Seiten seines Liberalismus war allerdings nicht falsch, denn sie prägen ihn mindestens ebenso sehr wie die von Moyn hervorgehobenen Motive. Dieser Umstand trägt eine Spannung in das politische Denken Constants, das darin in manchen Hinsichten exemplarisch für den Frühliberalismus en général ist. Da eine ausholende Rekonstruktion dieser Ambivalenzen hier nicht möglich ist, konzentriere ich mich im Folgenden auf zwei, allerdings wesentliche Aspekte der Constantschen Theorie: a) die Frage nach den Spielräumen politischer Freiheit und b) den geschichtsphilosophischen Gehalt seines Liberalismus und die Frage, wo Fortschritt und Emanzipation hinführen und enden.

Politische Freiheit im ordre naturel

Ohne Zweifel liegen die neueren Beiträge zur Constant-Forschung richtig, wenn sie unterstreichen, dass Constant der Praxis politischer Freiheit einen deutlich höheren Wert zugemessen hat, als es in älteren Darstellungen zur Geltung kam. So hebt er im Schlussteil seiner Rede De la liberté hervor, diese sei »das macht- und kraftvollste Mittel zur Vervollkommnung (perfectionnement), das uns der Himmel geschenkt hat«. 51 Constant 1819: S. 394 f. („Die Institutionen müssen […] die Geschicke des Menschengeschlechts erfüllen; sie erreichen ihr Ziel um so besser, wenn sie die größtmögliche Zahl von Bürgern zur höchsten seelischen Größe erheben“ (ebd.: S. 395).  Moderne und antike Freiheit seien nicht zuletzt deshalb »zu verbinden«, aber auch, weil erst in solcher Freiheitspraxis ein republikanischer Bürgergeist entstehen könne, der ein liberales Regime mit der bestandsnotwendigen Vitalität und Widerstandskraft ausstattet. 52 Ebd.: S. 394 f. (Zitat S. 394). Eine Pathologie moderner Gesellschaften ergibt sich für Constant aus dem privatistischen Charakter der modernen Freiheitsauffassung. Besonders in turbulenten Zeiten erzeuge dies eine Neigung, sich autoritären Führerpersönlichkeiten herzugeben, die die Sicherung von Ordnung und Besitz versprechen (vgl. ebd.: S. 393).

Wieviel Raum gesteht Constant solcher ‚creative collective self-agency‘ (Moyn) zu? Eine Annäherung an diese Frage verspricht ein zentrales Theorem Constants, mit dessen Hilfe er die Spielräume legitimer Gesetzgebungspraxis abzustecken versucht: die Unterscheidung von positiver und spekulativer Gesetzgebung. 53 Constant 1806: S. 165 ff.; ders. 1822/24: Kap. I/9.

‚Positive Gesetze‘ (lois positives), die sich auf das ‚Bewahren‘ beschränken, richten sich im Wesentlichen auf die Repression schädlicher Handlungen und das Ahnden von Vertragsbrüchen. 54 Constant 1822/24: S. 148.  Diese »positiven Staatsfunktionen« sind ihrem Wesen nach »unendlich simpel« und deshalb kaum fehleranfällig. 55 Constant 1822/24: S. 148 (Übers. PS).  Denn Politik agiert rein reaktiv – »contre des faits« –, d. h. als Bearbeitung von Sachverhalten mit eindeutig festzustellendem Handlungsbedarf. 56 Ebd.: S. 149.  Gesetze gegen Mord oder Diebstahl sind von diesem Typ, aber auch solche, die die Bürger im Verteidigungsfall zum Dienst an der Waffe verpflichten. 57 Ebd.: S. 149 f. Anders lägen die Dinge im Fall eines Angriffskrieges, weil ein solcher keine Reaktion darstellt. Constant unterscheidet hier im Übrigen nicht scharf zwischen Gesetzen und anderen Verfügungen der politischen Autorität.  Im Rahmen seiner positiven Funktionen bleibt der Staat grundsätzlich inaktiv, bis einschlägige Vorkommnisse ihn zum Handeln auffordern. Positive Gesetzgebung bewegt sich demnach innerhalb »fester Grenzen«. 58 Ebd.: S. 149 (Übers. PS).  Sie gilt Constant als unproblematisch.

Anders die ‚spekulativen Gesetze‘ (lois spéculatives), die nicht mechanisch auf externe Problemlagen reagieren, sondern spontan agieren: Sie entspringen dem Willen des Gesetzgebers, die Verwirklichung eines als wünschenswert ausgewiesenen Zustandes legislativ herbeizuführen. Nicht um maintien geht es mithin, sondern um direction, um die bewusste Umgestaltung der sozialen Wirklichkeit durch Steuerung und Intervention. Der zukunftsorientierte Charakter spekulativer Gesetzgebung bringt mit sich, dass sie mit allerlei »Hoffnungen und Befürchtungen, Wahrscheinlichkeiten, Hypothesen« und eben »Spekulationen« arbeitet, weshalb sie ungleich schwieriger zu handhaben ist: Über die Adäquanz der Mittelwahl, Erfolgsaussichten und (Neben-)Folgen sind im Vorfeld kaum sichere Aussagen möglich. Aus diesem Grund neigen spekulative Gesetzgebungsprojekte dazu, immer wieder neu anzusetzen »sich zu ändern, sich auszuweiten [und] sich bis ins Unendliche zu verkomplizieren«. Constant schildert sie als eine schrankenlose, zu permanenter Aktivität verurteilte Form der Politik, die im Streben nach der Verwirklichung ihres Ideals dazu tendiert, auf nahezu alle Bereiche der Gesellschaft auszugreifen 59 Alle Zitate ebd.: S. 149, und übers. von mir, PS. :

Handlungen, Reden, Schriften, Irrtümer, Wahrheiten, religiöse Ideen, philosophische Systeme, moralische Affekte, intime Gefühle, Gebräuche, Gewohnheiten, Sitten, Institutionen, das Unbestimmteste in der Einbildungskraft des Menschen, das Unabhängigste in seiner Natur, alles wird so zur Domäne des Gesetzgebers; seine Autorität umschlingt unser Dasein von allen Seiten, segnet oder bekämpft unsere ungewissesten Vermutungen, verändert oder dirigiert unsere allerflüchtigsten Eindrücke.

Constant, Benjamin (1822/24[2012]): Commentaire sur l’ouvrage de Filangieri. Œuvres complètes, Série Œuvres, XXVI. Vol. dir. par Kurt Kloocke et Antonio Trampus. Berlin/Boston: de Gruyter, S. 149, Übers. PS.

Für Constant ist »evident, dass alles, was mit den spekulativen Funktionen zusammenhängt, aus dem Bereich der Gesetzgebung ausgeschlossen werden muss«. 60 Ebd.: S. 150 (Übers. PS). Die radikal entpolitisierende Stoßrichtung dieser Positionierung wird spätestens dort offenkundig, wo Constant konkret wird. Denn unter den Begriff der ‚spekulativen Gesetzgebung‘ fällt faktisch alles, was in irgendeiner Weise als politische Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse begriffen werden könnte oder, mit Samuel Moyn: als ‚kreative Handlungsmacht‘. Spekulativ wird Politik nämlich nicht nur, wo sie etwa die Verfügung über die öffentliche Meinung anstrebt, sondern auch dann, »wenn sie die Verwendung des Eigentums oder gewerbliche Tätigkeit« durch regulative Maßnahmen tangiert oder bildungspolitisch aktiv wird. 61 Ebd.: S. 148 (Übers. PS).  Constant arbeitet hierbei mit Dammbruchargumenten, die suggerieren, dass jedes Gesetzesvorhaben mit einem gestalterischen Anspruch – utopischer Großentwurf, Schulgesetz, Arbeitsmarktreform – die Keime einer hemmungslosen, geradezu totalitären Durchpolitisierung der Gesellschaft in sich trage. 62 Besonders gefährlich seien die Fälle, in denen sich spekulative Politik mit der Idee der Nützlichkeit (utilité) verknüpft, die gleichsam deren natürliche Partnerin darstelle und mit ihr die Eigenschaft teilt, für nahezu jeden Zweck mühelos instrumentalisierbar zu sein (vgl. Constant1822/24: S. 154 ff.).

Politik habe sich deshalb auf ihre positiv-bewahrende Funktion zu begrenzen, was für Constant bedeutet, dass der Staat sich auf seine Fundamentalfunktionen beschränkt: die Gewährleistung von Sicherheit im Außenverhältnis, die Garantie innerer Ordnung und die Akquise der hierfür notwendigen materiellen Mittel in Form von Steuern. 63 Constant 1806: S. 164 f.  Überall dort hingegen, wo keine »absolute Notwendigkeit« vorliegt, sei angezeigt, »dass das Gesetz sich enthält, gewähren lässt (laisse faire) und schweigt«. 64 Constant 1822/24: S. 158 (Übers. PS).

Constants Bild einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, das der ‚spekulativ‘ gestaltenden Politik hier entgegengehalten wird, ist das eines ordre naturel, gestiftet durch die Normen des Naturrechts – die im Wesentlichen den oben genannten Elementen moderner Freiheiten entsprechen – und die ‚natürlichen‘ Funktionsgesetze des gesellschaftlichen Verkehrs. Diese denkt Constant – in der Linie des neuzeitlichen Marktdenkens – in Begriffen spontaner Ordnung. Eingefasst von einer ‚positiven‘ Rahmengesetzgebung, die sich auf die Garantie von Freiheitsrechten beschränkt, werde sich das freie Spiel individueller Privathandlungen gleichsam von selbst zu einem harmonischen Sozialzusammenhang fügen und Dynamiken in Gang setzen, die Wissenschaft, Technik und Reichtumsproduktion ebenso vorantreiben wie die Entwicklung von Moral, Religion und Kultur (lumières) oder die Entfaltung einer vernünftigen öffentlichen Meinung. 65 Vgl. die einschlägigen Ausführungen in Constant 1806: Liv. VII (Öffentlichkeit und lumières), Liv. VIII (Religion), Liv. XII (Reichtum und technischer Fortschritt) u. Liv. XIV (Wissenschaft, lumières, Moral). 

Streichen wir deshalb für alles, was sich nicht auf positive Verbrechen bezieht, die Worte ‚unterdrücken‘, ‚entfernen‘ und selbst ‚dirigieren‘ aus dem Vokabular der Macht. Für das Denken, für die Erziehung, für das Gewerbe muss die Devise der Regierungen lauten: Laissez faire et laissez passer.

Constant, Benjamin (1822/24[2012]): Commentaire sur l’ouvrage de Filangieri. Œuvres complètes, Série Œuvres, XXVI. Vol. dir. par Kurt Kloocke et Antonio Trampus. Berlin/Boston: de Gruyter, S. 396, Übers. PS.

Politik im Sinne einer aktiven Gestaltung der sozialen Wirklichkeit erscheint in diesem Zusammenhang als überflüssig – und Eingriffe in diese ‚natürliche Ordnung‘ können nurmehr als Störfaktoren gedacht werden. Denn Constant konzipiert sein feintariertes »System der Freiheit« als »geschlossen und regelhaft. Eine einzige Abweichung wird es zerstören«. 66 Constant 1806: S. 691.  Gesetze werden hier weniger gemacht als gefunden; sie sind nicht primär das Ergebnis ungebundener kollektiver Willensbildung, sondern vielmehr der normative Ausdruck natürlicher gesellschaftlicher Verhältnisse. 67 Besonders eindrücklich kommt dieser Gedanke in dem Zitat eines nichtidentifizierbaren Autors zum Ausdruck, das Constant in seinem Commentaire sur l’ouvrage de Filangieri reproduziert und uneingeschränkt affirmiert: „Man hat die Gesetze als Ausdruck des allgemeinen Willens (volonté générale) bestimmt. Diese Definition ist sehr falsch. Die Gesetze sind der Ausdruck (déclaration) menschlicher Beziehungen. […] Sie sind der Ausdruck eines Faktums. Sie erschaffen nichts, sie bestimmen und begründen nichts weiter als die Formen, die das garantieren, was bereits vor ihnen existiert hat. Folglich kann kein Mensch, keine gesellschaftliche Gruppe, nicht einmal die Gesellschaft selbst […] sich das Recht anmaßen, Gesetze zu machen. […] [E]in neues Gesetz ist nichts anderes als eine bislang noch nicht erfolgte Erklärung (déclaration) über etwas, das bereits existiert hat. Der Gesetzgeber verfügt also nicht über das Gesetz. Es ist nichts spontan Geschaffenes (œuvre spontanée). Der Gesetzgeber stellt für das moralische Universum das dar, was der Physiker für das materielle Universum ist“ (Constant 1822/24: S. 144 f. [Übers. PS]).

Man darf Constants Theorie der Gesetzgebung deshalb als ein genuin liberalkonservatives Element seines politischen Denkens begreifen, das die Funktion erfüllt, sein Modell einer liberalen Bürgergesellschaft gegen jeglichen Anspruch auf Reform abzuschirmen. Es ist denn auch kein Zufall, dass Constant das ‚spekulative‘ Politikverständnis nicht nur mit Aufklärern wie Fénelon, Rousseau oder Mably in Verbindung bringt, sondern ausdrücklich auch mit der revolutionären Politik des Jakobinismus. 68 Constant 1806: S. 153 ff.

So richtig es bleibt, den Stellenwert politischer Freiheit in Constants ‚republikanischem‘ Liberalismus hervorzuheben, so unerlässlich ist es, zugleich den engen Spielraum anzuerkennen, den er solcher Freiheitspraxis zugesteht. Nicht auf die »free and equal self-creation«, die Moyn als Kernmoment frühliberalen Denkens ausweist, läuft sein Liberalismus hinaus, sondern auf eine Freiheit im Leerlauf, eingefügt in die Grenzen eines fest fixierten ordre naturel. 69 LAI: S. 7. Constant erweist sich damit als Adept einer Idee, die Isaiah Berlin (wie andere Cold War Liberals) immer wieder einer beißenden Kritik unterzogen hat: Dass es politisch-soziale Wahrheiten gebe, die vermittels der rationalen Analyse der menschlichen Natur und ihrer Vergesellschaftungsformen als überzeitlich gültige Prinzipien einer besten gesellschaftlichen Ordnung zu rekonstruieren seien – und deren praktische Durchsetzung deshalb kein oktroi darstelle, sondern die Verwirklichung von Freiheit (vgl. etwa Berlin 1995c)

Die bürgerliche Gesellschaft als Ende der Geschichte

Ähnliche Ambivalenzen offenbart ein Blick auf die ‚progressivistischen‘ bzw. ‚historizistischen‘ Dimensionen von Constants politischem Denken.

Samuel Moyn hat Constant zu den paradigmatischen Theoretikern des Fortschritts im 19. Jahrhundert gerechnet. Und tatsächlich ist sein Liberalismus in eine geschichtsphilosophische Großerzählung eingebettet, die in vielen Hinsichten als exemplarisch für das Fortschrittsdenken der Sattelzeit gelten darf.

In ihrem Zentrum steht der Begriff der Gleichheit – verstanden als gleiche relative Freiheit –, die Constant als sentiment naturel in der Natur des Menschen verankert sieht und zugleich als universales Menschenrecht ausweist. 70 Constant 1829a: S. 415 ff.; ders. 1815: S. 200.  Die verschiedenen Etappen der Gattungsgeschichte – von der Theokratie über die Sklavenhaltergesellschaft und den Feudalismus bis in Ständegesellschaft – begreift Constant als »ebenso viele Schritte zur Wiederherstellung der natürlichen Gleichheit«. 71 Constant 1829a: S. 415.  Seine eigene Zeit gilt ihm dabei als Übergang von der ständisch-absolutistischen Periode in eine ‚Epoche der Legalität‘, die unter politischen Gesichtspunkten von der rationalen Herrschaft des Gesetzes bestimmt sein werde, unter ökonomischen von der Durchsetzung marktwirtschaftlicher Verhältnisse, die allen Besitz in zirkulierende ‚propriété mobilière‘ verwandeln. 72 Ebd.: S. 419 ff.; ders. 1829b: S. 223 f.; ders. 1995: S. 389.

Begreift Constant diese Geschichte als einen ‚offenes Forum‘ für kollektive ‚Handlungsmacht und Selbstbehauptung‘, wie Moyn es suggeriert? In der Tat ist Constant kein strikter Determinist; seine Fortschrittstheorie erlaubt Retardierungen und Rückschritte oder, in den Worten von Moyn, »temporary setbacks to overcome«. 72 LAI: S. 66; Constant 1829a: S. 410. Die Gestalt der realen historischen Entwicklungen erscheint jedoch auch bei ihm letztlich als das streng notwendige Produkt einer immer schon vorgezeichneten, als »Naturgesetz« voranschreitenden Gattungsgeschichte unter dem Leitgestirn der Gleichheit. 73 Constant 1829a: S. 414.

Zugleich begreift Constant seine Gegenwart zwar als eine Periode von »dreißig Jahren der Kämpfe« konkurrierender Gesellschaftsentwürfe, deren unmittelbarer Ausgang keineswegs festgeschrieben ist. 74 Constant 1822/24: S. 108 (Übers. PS)  Nicht ohne Grund hat er sich jahrzehntelang in diese Konflikte eingemischt. Allerdings lässt Constant keinen Zweifel daran, dass er den historischen Sieg bürgerlich-liberaler Fraktionen auf mittlere bis lange Sicht für unausweichlich hält. In der ‚Epoche der Legalität‘ und des ‚mobilen Eigentums‘, in der die Normen des Naturrechts erstmals verwirklicht sein werden, gelangt der Geschichtsprozess an sein Ende. 75 Nathan 2022.  Verhältnisse jenseits der Commercial Society sind für Constant nicht denkbar. In seiner Fortschrittstheorie vollzieht sich somit keine Öffnung des historischen Raumes, sondern vielmehr eine Engführung des Erwartungshorizontes. Die historische Entwicklung wird auf einen vorgezeichneten Pfad festgelegt, der Kurven beschreiben und temporär ins Dickicht führen mag, dessen Ziel allerdings feststeht – und nicht weit entfernt ist.

Die französische Nachrevolutionszeit, in der Constant seine Geschichtsphilosophie formulierte, war eine Periode politisch-sozialer Widersprüche. Führte die Restauration der Monarchie einerseits zu einem Wiedererstarken reaktionärer Kräfte, so sicherte die Verfassungscharta von 1814/15 zugleich wesentliche Ergebnisse der Französischen Revolution. In diesem Kontext dienten liberale Fortschrittserzählungen zum einen – ‚progressiv‘ – dazu, die Transformation der postrevolutionären in eine gleichsam vollendete bürgerliche Gesellschaft zu legitimieren. Sie erfüllten zugleich eine defensiv-konservative Funktion, erlaubte die narrativierte Gewissheit über den gesellschaftlichen Entwicklungsgang doch, reaktionäre Bestrebungen nach einem Rückbau der revolutionären Errungenschaften als hoffnungslose Nostalgie auszuweisen: Man könne versuchen, den Gang der Gattungsgeschichte umzukehren, würde ihn damit aber höchstens verlangsamen – und auch dies nur um den Preis erheblicher politischer, schlimmstenfalls revolutionärer Turbulenzen.  76 So bereits Constant 1796: S. 102 ff.; vgl. ders. 1806: S. 581. Die Verallgemeinerung moderner Freiheitsauffassungen erzeugte eine Kraft des Faktischen, die Widerstand zwecklos machte.

Diese Ergebnissicherungsfunktion richtete sich aber gerade auch nach ‚links‘, also auf jene Kräfte, die die im Entstehen begriffenen bürgerlichen Verhältnisse aus egalitärer Perspektive kritisierten und ihrerseits progressiv zu überschreiten suchten. Ihren republikanischen Varianten hielt Constant entgegen, dass auch sie seien – wie das Ideal der Ständegesellschaft – ein Relikt vergangener Epochen und in Commercial Societies nicht dauerhaft umzusetzen. 77 Constant 1819: S. 383. Die Entfaltung der modernen kommerziellen Gesellschaft konnte er zugleich als rétablissement de l’égalité darstellen: Mit der Verwirklichung formaler Gleichheit, die die Durchsetzung dieser Gesellschaftsform mit sich brachte, wäre der gattungsgeschichtliche Rekonstitutionsprozess dieses menschlichen Fundamentalrechts zu seiner Vollendung gelangt. Ein ‚Danach‘ – und damit auch ein materiales ‚Mehr‘ an Gleichheit – war nicht vorgesehen. 78 Ich klammere hier aus, dass Constant die konsequente Liberalisierung ökonomischer Verhältnisse mit der Hoffnung verband, diese würde einen Prozess der Dispersion von Grundeigentum in Gang setzen und damit auf lange Sicht zur Egalisierung von Besitzverhältnissen beitragen; vgl. hierzu Constant 1829c.

In den Händen französischer Frühliberaler wurden Geschichtsnarrationen so zu einer politischen Waffe, die gerade in ihrer Progressivität auch konservative Funktionen erfüllte. 79 Ähnliches ließe sich etwa für Barnave 1791–92, Dunoyer 1825 oder Guizot 1828 zeigen. Eine solche wären sie auch in ihrer Reaktualisierung, zumal Samuel Moyn sich von der Neuadaption progressivistischer Erzählungen ausdrücklich einen Beitrag zur Lösung der Krise von Liberalismus und liberaler Demokratie erhofft. Der Blick in die Zukunft dient auch hier der Verteidigung von Bestehendem.

Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass das Ende der Geschichtsentwicklung auch bei Benjamin Constant keineswegs ein rein glückliches ist. Die Commercial Society gilt ihm nicht als ein paradiesisches Reich der Freiheit, das der Entfaltung ‚romantischer Individualität‘ (Moyn) keine Grenzen mehr setzen würde. Im Gegenteil, Constant war stets der Auffassung, dass die moderne Gesellschaft eine spezifisch bürgerliche Individualität hervorbringe, die sich – trotz und in der Verwirklichung moderner Freiheit – gerade auch durch ihre Borniertheiten auszeichnen würde. Allem voran diagnostizierte Constant ein Umsichgreifen von Egoismus und ‚Kalkül‘: Die für die Logik moderner Marktvergesellschaftung konstitutive Disposition, das eigene Handeln an der Berechnung persönlicher Interessen auszurichten, greife über die Sphäre der Ökonomie hinaus auf die Lebenswelt über. Hier kolonisiere sie Bereiche, die eigentlich anders funktionieren sollten, etwa Liebe und Intimität, deren moderner, pathologischer Praxis sein Roman Adolphe gewidmet war. 80 S. hierzu die Ausführungen von Gossman 2003: S. 147 ff. Sein Aufsatz wird auch von Moyn referenziert (LAI: S. 165 [Anm. 66, zu S. 58]). Benjamin Constant hat diese Entwicklungen beklagt, und hier mag in der Tat ein spezifisch romantisches Moment seines Denkens zu finden sein. Aber er hat sie zugleich akzeptiert. Denn die moderne Gesellschaft galt ihm unter politisch-institutionellen und ökonomischen Gesichtspunkten als ebenso alternativlos wie im Hinblick auf die mentalitätsgeschichtlichen Veränderungen, mit denen sie einherging. Auch der persönlichen Entfaltung sind in der société moderne mithin Schranken gesetzt.


Dieses Neben- und Ineinander von progressiven und defensiven Momenten ist konstitutiv für die politische Theorie Benjamin Constants, und es darf wohl – was hier angedeutet bleiben muss – überhaupt als ein prägendes Motiv mindestens des französischen Frühliberalismus aufgefasst werden. 81 Ein weiterer Testfall wäre Alexis de Tocqueville, der wie Constant zugleich von ‚progressiven‘ Liberalen und Cold War Intellectuals reklamiert wird. Vgl. etwa die Ausführungen über Freiheit in Tocqueville 1848 (den Hinweis verdanke ich Clemens Reichhold) sowie die Anmerkungen in Hofmann 2023.  In dieser Widersprüchlichkeit ist er das Produkt seines gesellschaftsgeschichtlichen Konstitutions- und Aktionszusammenhangs: der revolutionär-postrevolutionären Umbruchsperiode um 1800, in der das liberale ‚Projekt‘ der Verwirklichung einer Gesellschaft von (formal) Freien und Gleichen teils noch durchzusetzen bzw. abzuschließen, teils bereits abzusichern und zu verteidigen war – sei es gegen reaktionäre Kräfte oder gegen neue, nicht minder progressiv orientierte Bewegungen, die Fortschritt und Emanzipation allerdings oft sehr anders begriffen als die frühen Liberalen.

Dass sich die Cold War Intellectuals ebenso auf Constant (und andere Frühliberale) berufen konnten wie neuere Liberale, die an einer progressivistischen Erneuerung dieser Bewegung interessiert sind, ist demnach kein Zufall. Vielmehr verweist die scheinbar nebensächliche Auseinandersetzung um die Deutung dieses französischen Frühliberalen auf eine grundsätzliche Widersprüchlichkeit im historischen Liberalismus, der sich auch in seinen ‚perfektionistischsten‘ und ‚progressivistischsten‘ Ausformungen in den Grenzen bewegt, die durch die politischen, ökonomischen und subjektiven Strukturen jener Gesellschaftsform gesetzt sind, deren theoretische Begründung er geleistet und zu deren praktischer Realisierung er wesentlich beigetragen hat.

Wenn liberales Denken als ein solches beschrieben werden kann, das die Grundprinzipien moderner bürgerlicher Gesellschaften, deren Mitglieder sich als formal freie und an Rechten gleiche Individuen begegnen, prinzipiell affirmiert und die institutionellen Stützpfeiler dieser Gesellschaftsformation – den modernen Repräsentativ- und Verfassungsstaat und eine von diesem formal getrennte, marktförmig organisierte Ökonomie – zumindest nicht grundsätzlich ablehnt, 82 Diese bewusst weitgefasste Kennzeichnung sollte für alle Liberalismusvarianten, die in Liberalism Against Itself auftreten, Geltung beanspruchen können. Samuel Moyn verzichtet auf eine nähere Bestimmung seines Liberalismusbegriffs.  dann sind dies Grenzen, in denen sich jedes Projekt einer liberalen rénovation bewegen wird, so ‚creative‘ und ‚emancipatory‘, ‚progressivist‘ oder ‚futuristic‘ es sich entwerfen mag. In der stilisierten Kontrastierung von progressiv-emanzipatorischem Frühliberalismus und defensiv-entkerntem Cold War Liberalism, die Moyn zur Grundlage seiner Studie gemacht hat, gehen solche Spannungen jedenfalls verloren. Dies mag unter ideenpolitischen Gesichtspunkten zweckdienlich sein; ideenhistorisch steht Liberalism Against Itself auf sandigem Grund.

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